SVP-Zoff um Lehrlinge: Roger Köppel geht auf Andreas Glarner los
Andreas Glarner prangert Aldi-Lehrabgänger mit ausländisch anmutenden Namen an. Es folgt ein «Lovestorm» – sogar Roger Köppel widerspricht «seinem» Asylchef.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Asylchef Andreas Glarner veröffentlicht die Namen von Aldi-Lehrabgängern.
- Weil viele von ihnen ausländisch klingende Namen haben, fühlt er sich «fremd im Land».
- Die Aktion kommt nicht nur gut an – sogar Parteikollege Roger Köppel geht auf Distanz.
Rund drei dutzend junge Männer und Frauen haben letzte Woche bei der Aldi-Zweigstelle Perlen LU ihre Lehre abgeschlossen. Der Discounter gratuliert ihnen in der Firmenzeitung, die fast im ganzen Land gestreut wurde.
Einer ärgert sich aber über die Liste: SVP-Asylchef Andreas Glarner. Grund: Viele der Namen sind ihm nicht schweizerisch genug. Prompt veröffentlicht er das Bild mit der Namensliste auf Facebook.
Er will damit zeigen, «dass wir immer weniger Schweizer im Land haben und so langsam fremd im eigenen Land werden!» Einige seiner Anhänger pflichten ihm bei. Doch selbst bei vielen SVP-Anhängern kommt die Aktion nicht gut an.
Roger Köppel widerspricht Andreas Glarner
Der Grossteil der über 1700 Kommentare auf seinem Facebook-Profil ist kritisch. Einer ist dabei besonders brisant. «Weltwoche»-Verleger und SVP-Nationalrat Roger Köppel kritisiert seinen Parteikollegen frontal.
«Integration über Lehrstellen und Arbeit ist genau der richtige Weg, viel besser als die Direkteinwanderung in den Sozialstaat, die Nichtintegration bewirkt», so Köppel. «Aldi ist ein erfolgreiches Unternehmen - diese Lehrlinge machen also sicher einen Superjob», hält der Verantwortliche für die Europapolitik der SVP weiter fest.
Auch auf eine entsprechende Kritik des Aargauer SVP-Manns Naveen Hofstetter spricht Roger Köppel Tacheles. «Es spielt aber keine Rolle, wo jemand herkommt. Wer sich mit der Schweiz und ihrer Staatsform identifiziert, kann Schweizer sein.»
Dazu gehöre, dass man sozial sei, indem man den Lebensunterhalt selbst bestreite, ohne anderen zur Last zu fallen. «Steht alles bei Gottfried Keller», feixt der streitbare Nationalrat zum Schluss.
Zusätzliche Brisanz erhält der Zwist zwischen Köppel und Glarner dadurch, dass Glarner Kandidat für die Nachfolge von Albert Rösti ist. Die Delegierten wählen den neuen SVP-Präsidenten am 22. August.
Hat Polemik Einfluss auf SVP-Präsidium?
Offiziell angemeldet sind bloss die Kandidaturen von Andreas Glarner und Alfred Heer. Beide sind Übervater Christoph Blocher kaum genehm. Wohl deshalb ist mittlerweile auch die junge Aargauerin Martina Bircher im Gespräch.
Glarner hat mit seiner neusten Provokation nochmals klar gemacht, was die Partei erwartet, wenn er gewählt wird: Vollgas! Ob ihm das geholfen hat, wird sich zeigen. Sicher ist: Auch die SVP selbst befindet sich in den sozialen Medien seit Wochen auf Konfrontationskurs.