Tausende an Demo erwartet: Physioswiss probt Aufstand gegen Berset
Der Bundesrat will die Tarife für Physiotherapie kürzen. Im Rahmen einer Gross-Demo soll nun eine Petition mit über 200'000 Unterschriften eingereicht werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Verband Physioswiss wehrt sich gegen die vom Bundesrat geplante Tarifkürzung.
- An der Kundgebung heute Freitag werden 10'000 Personen auf dem Bundesplatz erwartet.
- Eine Petition mit weit über 200'000 Unterschriften soll eingereicht werden.
Der Aufschrei kam postwendend, als der Bundesrat beschloss, bei den Physio-Tarifen den Sparhebel anzusetzen. Mit diesem Tarifeingriff würden keine Probleme gelöst, sondern neue verursacht. Heute ruft der Schweizer Physiotherapie-Verband Physioswiss deshalb zur Kundgebung auf dem Bundesplatz in Bern. Tausende sollen daran teilnehmen.
Physioswiss warnt den Bundesrat
Natürlich: Im Gesundheitswesen explodieren die Kosten, es muss gespart werden, aber bitte nicht bei uns. Das sagen auch die Augenärzte, die Apotheken, die Labors und die Hersteller von Originalpräparaten. Doch mit den Physiotherapeutinnen und -therapeuten hat sich Gesundheitsminister Alain Berset offenbar den falschen Gegner ausgesucht.
Die Veranstalter rechnen mit 10'000 Personen an der heutigen Kundgebung. Noch mehr, nämlich weit über 200'000, haben die Petition unterschrieben. Diese fordert kostendeckende Tarife und neue Verhandlungen der Krankenversicherer.
Die Unterschriften wurden zwar auch online gesammelt, doch das ist bei den meisten Petitionen heutzutage so. Rund die Hälfte seien aber handschriftlich auf Papier. Physioswiss hat also innert weniger Wochen mehr Unterschriften zusammengebracht, als für eine Volksinitiative nötig wären. Der Bundesrat ist also gewarnt.
Physiotherapie «hat grosse kostendämpfende Wirkung»
Der Physio-Verband erhält an der Kundgebung Unterstützung von Mitte-Links-Parlamentarierinnen und -Parlamentariern. Eine Rede halten wird aber auch die Präsidentin des Ärzteverbands FMH, Yvonne Gilli. Physioswiss spürt nicht nur die Unterstützung der Patienten, die einen Grossteil der Unterschriften beigesteuert haben dürften. Sondern eben auch der Politik, mit Vorstössen, Beschlüssen und der Gründung einer parlamentarischen Gruppe.
Der Tarif-Eingriff werde sowohl die Branche wie die Patientenversorgung in eine noch grössere Schieflage bringen, sagt Physioswiss-Präsidentin Mirjam Stauffer. Dies wäre in Bezug auf die steigenden Krankenkassenprämien kontraproduktiv: «Die Physiotherapie hat eine zentrale Rolle in der medizinischen Grundversorgung und eine grosse kostendämpfende Wirkung auf das Gesamtsystem.»
Es drohe eine Versorgungslücke: Bei einer Kürzung der Tarife könnten noch mehr Physiotherapeuten gezwungen sein, aus ihrem Beruf auszusteigen. Denn auch Physios seien von steigender Teuerung, steigenden Energiekosten und höheren Ausgaben für Miete und Infrastruktur betroffen. Doch die Tarife seien seit 1994 nicht angepasst worden.