Thomas Aeschi will mehr konservative Festtagsreden auf dem Rütli
SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi will, dass der Bund die Rütliwiese wieder eigenhändig verwaltet: Die SGG fahre einen «zunehmend links-progressiven Kurs».
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) verwaltet die Rütliwiese seit 1860.
- Die Auswahl der 1.-August-Redner sei zunehmend linkslastig, klagt SVPler Thomas Aeschi.
- Deshalb soll der Bund die «Wiege der Schweiz» künftig wieder eigenhändig verwalten.
Das Rütli ist eine Bergwiese am westlichen Ufer des Urnersees – keine herkömmliche Bergwiese: Der Legende nach soll hier mit dem Rütlischwur das Bündnis der drei Urkantone geschlossen worden sein. Das Rütli geniesst als «Wiege der Schweiz» den Charakter eines Nationaldenkmals.
Seit 1860 steht die geschichtsträchtige Gründungsstätte der Eidgenossenschaft unter der Verwaltung der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG). Seit den späten 1940er-Jahren hält jeweils eine bedeutende Schweizer Persönlichkeit die Festrede an der Bundesfeier zum 1. August.
SVP-Aeschi beobachtet «zunehmend links-progressiven Kurs»
Während die Festredner bis 2005 grösstenteils aus der Zentralschweiz stammten, sollen seither gesamtschweizerische und mehrsprachige Aspekte bewusst gepflegt werden. Jüngst beobachtet SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi allerdings einen «zunehmend links-progressiven Kurs» bei der SGG.
Aus diesem Grund hat der Zuger einen Vorstoss eingereicht, damit die geschichtsträchtige Wiese wieder der Kontrolle des Bundes unterstellt wird: «Die Verwaltung des Rütlis als Gründungsstätte der Schweizerischen Eidgenossenschaft gehört in die Hände der Schweizerischen Eidgenossenschaft.» Der Bund soll die öffentlich-rechtliche Vereinbarung zwischen der SGG und der Eidgenossenschaft auf den nächstmöglichen Termin kündigen.
SGG-Präsident ist GLP-Politiker
Dabei bemängelt Aeschi in erster Linie, dass derzeit ein Vertreter einer politischen Partei als Präsident des Verwaltungsorgans amtet: Euro-Turbo Nicola Forster ist Co-Präsident der Zürcher GLP und Nationalratskandidat – und Präsident der SGG.
Die Auswahl der Rednerinnen und Redner zeige den «links-progressiven Kurs» mehr als deutlich auf: Tatsächlich sind mittlerweile neun Jahre ins Land gezogen, seit der letzte Vertreter der Volkspartei als Festtagsredner aufs Rütli geladen wurde.
Wenige konservative Redner, viele Sozialdemokraten?
2014 hielt der damalige SVP-Nationalrat und Gewerbeverbandspräsident Jean-François Rime seine 1. August-Rede vor rund 1300 Eidgenossen. In diesem Zeitraum war Bundesrätin Simonetta Sommaruga bereits drei Mal als Festtagsrednerin eingeladen.
Die Sozialdemokratin stand 2015, 2020 und 2021 hinter dem Rednerpult. Hinzu kommen zahlreiche weitere Personalien, welche ebenfalls dem sozialdemokratischen Milieu zuzuordnen sind, erklärt Aeschi. Dabei verweist der SVP-Fraktionspräsident beispielsweise auf Bundesrat Alain Berset (2018) oder Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (2022).
Der nächste SVP-Redner ist mit Albert Rösti überdies erst im Jahr 2025 vorgesehen. 2024 wird sich die Volkspartei mit FDP-Bundesrätin Karin Keller-Sutter begnügen müssen.
Druck auf SGG und Nicola Forster steigt
Die SGG hatte aufgrund eines internen Machtkampfes bereits vor einigen Monaten für Schlagzeilen gesorgt. Schon damals stand der Vorwurf im Raum, Forster zwinge der Organisation einen linken Kurs auf. Sein Gegenspieler war SGG-Vorstandsmitglied Jürg Kallay – welchem seinerseits konservative Übernahmegelüste vorgeworfen wurden. Kallay hat den Machtkampf verloren: Im Juni wurde er als Vorstandsmitglied abgewählt.
Schon im Juli hatte das «Team Freiheit» deshalb eine Petition lanciert, welche einen demokratischen Prozess bei der SGG-Mitgliederaufnahme verlangt. Alternativ müsse die Verwaltung des Rütlis wieder vom Bund übernommen werden.
Mit Aeschis Vorstoss steigt der Druck auf die SGG und insbesondere deren Präsident Nicola Forster nun erneut: Ob künftig wieder konservativere Augustreden über die geschichtsträchtige Rütliwiese hallen, wird die Zukunft weisen müssen.