Eine Initiative fordert ein komplettes Verbot von Tier- und Menschenversuchen. Politologe Claude Longchamp prognostiziert für die Abstimmung ein klares Nein.
Politologe Claude Longchamp gibt seine Einschätzung zur Tier- und Menschenversuchsverbots-Initiative. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Niemand im Parlament unterstützt die Initiative zum Tier- und Menschenversuchsverbot.
  • Die Forderung sei viel zu radikal, erklärt Claude Longchamp.
  • Der Politologe erwartet deshalb ein deutliches Nein am 13. Februar 2022.
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Mithilfe von Tier- und Menschenversuche werden Medikamente, Therapien, Impfstoffe entwickelt. Aber auch bei der Entwicklung anderer Produkte, wie etwa Kosmetika, wird zu diesem Mittel gegriffen. Die Schweiz bildet da absolut keine Ausnahme, hat aber vergleichsweise hohe Standards zum Schutz der beteiligten Lebewesen.

Abstimmung
Personen von Animalfree Research reichen eine Petition für bessere Forschung ohne Tierversuche ein, am 22. Februar 2021, in Bern. - Keystone

Ein Tierversuch wird nur bewilligt, wenn die Ergebnisse nicht auf einem anderen Weg erzielt werden können. Dabei dürfen nur so viele Tiere wie nötig unter der kleinstmöglichen Belastung genutzt werden. Der Nutzen für die Gesellschaft muss die Versuche ausserdem rechtfertigen.

Abstimmung: Initiative will Tierversuche komplett verbieten

Per Initiative sollen nun Versuche an Tiere und Menschen komplett verboten werden. Doch die Initianten gehen noch einen Schritt weiter: Sie verlangen auch den Import von Produkten, die unter Anwendung von Tier- oder Menschenversuchen entwickelt wurden, zu untersagen. Die finanzielle Unterstützung des Staates soll hingegen in Forschung fliessen, die ohne diese Art von Versuchen auskommt.

Abstimmung Tierversuche Tierschutz
Christof Vuille, Stv. Chefredaktor von Nau.ch, im Gespräch mit Claude Longchamp, Politologe am Institut für Politikwissenschaft der Universität in Bern, über die Abstimmung vom 13. Februar 2022. - Nau.ch

Lanciert geworden sei die neue Volksinitiative von Einzelpersonen aus dem Tierschutz und im rotgrünen politischen Lager. «Auffällig ist aber, dass sich all diese klassischen Tierschutz-Organisationen davon distanziert haben», erklärt Politologe Claude Longchamp. «Diese Initiative ist ihnen viel zu radikal.»

Initiative «politisch nicht tauglich»

Die Initiative werde als «politisch nicht tauglich» angesehen, die Entscheidung sei dem Parlament auch entsprechend einfach gefallen: Beide Kammern lehnten die Volksinitiative ohne eine einzige Ja-Stimme ab. Das sei ein sehr seltener Fall.

Tierversuch
Ein Makake in einem Labor in Deutschland, in welchem zu Forschungszwecken Tierversuche durchgeführt werden. In der Schweiz fordert eine Initiative ein Verbot von Tierversuchen. (Archivbild)
Tierversuche
2018 wurden in der Schweiz 586'643 Tiere für Tierversuche eingesetzt.
Versuchslabor-Mäuse ETH Zürich
Ein Wissenschaftler öffnet in einem Versuchslabor einen Käfig, um eine Maus für einen Tierversuch zu entnehmen.

Das Parlament argumentiere, die Situation habe sich in den letzten Jahrzehnten bereits massiv verbessert, erklärt Longchamp. Ausserdem seien die Versuche notwendig, allen voran bei der Entwicklung von Medikamenten.

Letzte Abstimmung zu Tierversuchen mit weniger als 30 Prozent

Der Experte erwartet bei der Abstimmung eine emotionale Pro-Kampagne. Wie die Tiere bei den Versuchen leiden, lasse sich am besten mit starken Bildern zeigen. Dies sei bereits bei früheren Abstimmungen die vorherrschende Taktik gewesen.

Das Thema sei in den 70er-Jahren aufgekommen, als der Tierschutz weniger entwickelt gewesen war. Man habe bei einer Initiative zur Einschränkung von Tierversuchen immerhin eine Zustimmung von 40 Prozent erreicht. «Doch bereits in den 90er-Jahren fiel sie auf unter 30 Prozent», so Longchamp.

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Longchamp erwartet bei Abstimmung deutliches Nein

«Wenn die jungen Grünen und Economiesuisse auf der gleichen Seite stehen, zeigt dies deutlich die grosse politische Gemeinsamkeit auf.» Die Gemeinsamkeit sei dabei nicht inhaltlich und sei auf die Ablehnung der Initiative begrenzt, präzisiert Longchamp.

Der Politologe prognostiziert für den 13. Februar ein klares Ergebnis: «Ich wäre über ein deutliches Nein mit über 60-Prozent nicht erstaunt.»

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