Tierversuchsverbot: Argumente der Gegner der Volksinitiative

Stefan Schönbächler
Stefan Schönbächler

Bern,

Ein Ja zum Tierversuchsverbot hätte womöglich verheerende Folgen für die Schweiz. Gleichzeitig könnte sich die Problematik lediglich ins Ausland verschieben.

Tierversuchsverbot
Besonders Mäuse und Ratten dienen in der Schweiz als Versuchstiere. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz gelten bereits strenge Gesetze rund um die Forschung an Mensch und Tier.
  • Der geforderte Importstopp gewisser Medikamente würde kranke Personen ins Ausland zwingen.

Stimmen gegen das Tierversuchsverbot finden sich in sämtlichen grossen Parteien. Im Parlament scheiterte es, ohne eine einzige Ja-Stimme zu erhalten. Die geforderten Massnahmen seien viel zu extrem und nicht sehr zielführend.

Grundsätzlich besteht laut den Initiativ-Gegnern bei der momentanen Situation kein Handlungsbedarf. In der Schweiz werden Tier- und Menschenversuche bereits durch eine strenge Gesetzgebung eingeschränkt.

Schon ohne Tierversuchsverbot strenge Regelungen

Experimente werden momentan nur erlaubt, wenn gleichwertige Erkenntnisse anderweitig nicht erlangt werden können. Die gewonnenen Erkenntnisse müssen gewichtigen Nutzen für die Gesellschaft erbringen. Ausserdem ist vorgegeben, dass die Belastung sowie die Anzahl der getesteten Tiere möglichst gering gehalten werden muss. Für die Forschung am Menschen gelten noch strengere Auflagen.

Tierversuchsverbot
Das Tierversuchsverbot würde auch Studien hindern, bei denen den Tieren kein Schmerz zugefügt wird. - Keystone

Diese Gesetzgebung und neue Alternativ-Methoden haben es ermöglicht, die Zahl der Tierversuche in letzter Zeit massiv zu reduzieren. Während um 1980 noch zwei Millionen Versuchstiere genutzt wurden, zählte man in 2020 lediglich noch 560'000. Für rund 40 Prozent dieser Tiere war die Erkenntnisgewinnung schmerzfrei – sie wurden in Verhaltensstudien eingesetzt.

Medizinische Versorgung erschwert

Ein Ja zur Initiative hätte schwerwiegende Folgen für die medizinische Versorgung der Schweiz. Medikamente, welche mittels Tierforschung entwickelt werden, dürften nicht mehr hergestellt oder importiert werden. Das gilt auch, wenn diese wirksamer wären oder weniger Nebenwirkungen hätten als bereits zugelassene Medikamente.

tierversuchsverbot
Plakate der Kampagne Nein zum Verbot von Tierversuchen. - keystone

Für gewisse Produkte ist Forschung am Tier unumgänglich – beispielsweise bei Krebsmedikamenten oder Herzschrittmachern. Von entsprechenden Krankheiten betroffene Personen müssten sich im Ausland behandeln oder dort ihre Medikamente beziehen.

Problem ins Ausland verschoben

Ein Ja hätte verheerende Folgen für Schweizer Spitäler und Universitäten. Auch die hiesige Medizintechnik, Pharmaindustrie und Medizintechnik wäre betroffen. Teile der Forschung und Entwicklung – und somit auch Arbeitsplätze – müssten ins Ausland verschoben werden. Ausserdem steht das Tierversuchsverbot durch die Import-Einschränkungen im direkten Konflikt mit mehreren internationalen Handelsabkommen.

Zusammengefasst hätte die Initiative zum Tierversuchsverbot weitreichende, negative Auswirkungen. Zudem würde die Tierforschung teilweise lediglich ins Ausland verschoben werden, wo vielerorts weniger strenge Gesetze zur Tierforschung bestehen.

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