Trinkwasser-Initiative: Bio Suisse erneut in der Kritik
Bio Suisse sagt definitiv «Nein» zur Trinkwasser-Initiative. Verschiedene Politiker sind «sprachlos», «wütend» und verurteilen die Parole aufs Schärfste.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Trinkwasser-Initiative bekommt keine Unterstützung von Bio Suisse.
- Für viele ist dieser Entscheid unverständlich, linke Politiker kritisieren den Verband.
- Über die Initiative wird am 13. Juni abgestimmt.
Nach dem Vorstand des Dachverbands Bio Suisse haben nun auch die Delegierten die Trinkwasser-Initiative abgelehnt. Das sorgt für ordentlich Kontroverse, denn die Initiative würde Biobauer und -bäuerinnen eigentlich unterstützen.
Die Befürchtungen des Vorstands konnten die Basis wohl überzeugen. Präsident Urs Brändli argumentierte zuvor, dass er einen Wertverlust von Bio-Produkten befürchtet, sollte die Initiative angenommen werden. Je mehr Biobauernhöfe, desto mehr Produkte, desto weniger Profit, so seine Angst.
Bio Suisse oder «Profit Suisse»?
Der Entscheid schockiert und empört. Unterstützende der Initiative sind wütend; sie verlieren mit Bio Suisse einen grossen Supporter der Vorlage.
SP-Nationalrat Matthias Aebischer kritisiert den Verband scharf: «Mit dem Nein zur Trinkwasserinitiative habt ihr euer Deckmänteli abgelegt.» Die Knospe, das Logo von Bio Suisse, verliere «Glanz und Glaubwürdigkeit». Der Berner unterstellt dem Dachverband zudem, Profit über Ökologie zu stellen.
Gute Nacht @Bio_SUISSE Mit dem Nein zur Trinkwasserinitiative habt ihr euer Deckmänteli abgelegt. Die #bioknospe verliert Glanz und Glaubwürdigkeit. Ich helfe schon einmal beim Rebranding mit. Wie wär es mit #profitsuisse ?
— Matthias Aebischer (@M_Aebischer) April 14, 2021
Auf Anfrage lässt Aebischer seinem Frust freien Lauf: «Je näher die Abstimmung kommt, desto mehr Leute werden das Doppelspiel von Bio-Suisse durchschauen.» Das Nein sei ein «Armutszeugnis», der Verband werde «noch lange an diesem Entscheid kauen müssen».
«Ich habe erwartet, das sich Bio-Suisse voll und ganz hinter die Trinkwasserinitiative stellt», bedauert der Berner. «Und bei der Umsetzung zuvorderst mit dabei ist.» Zum Schluss stellt er noch klar: Bei der Trinkwasser-Frage werde Bio Suisse nicht mehr als Partner angeschaut. In Zukunft müssten «Partner gesucht werden, auf welche Verlass ist», so Aebischer.
GLP-Flach: Trinkwasser-Initiative «nicht gegen Bauern»
Auch Beat Flach, GLP-Nationalrat aus dem Aargau, findet kein Verständnis für die Nein-Parole. Er sei «sprachlos, aber auch wütend», so Flach auf Twitter. Die Begründung sei «ein Hohn gegenüber der Bevölkerung die mit ihren Steuern die Subventionen berappt und ums Trinkwasser fürchten muss».
Dass die Delegierten von #BioSuisse die Nein-Parole zur #Trinkwasserinitiative beschlossen haben, macht mich sprachlos. Aber auch wütend, denn die Begründung ist ein Hohn gegenüber der Bevölkerung, die mit ihren Steuern die Subventionen berappt und ums Trinkwasser fürchten muss. pic.twitter.com/SbIskHtEpL
— Beat Flach (@beatflach) April 14, 2021
Bio Suisse rechtfertigt den Entscheid folgendermassen: Die Trinkwasser-Initiative fokussiere sich auf die Produktion, aber nicht auf den Konsum oder die Importwirtschaft: «Mit den vorgeschlagenen Massnahmen sollen die Probleme allein auf dem Buckel der Bäuerinnen und Bauern gelöst werden.»
Dem widerspricht Flach jedoch vehement: «Das Argument, dass Trinkwasserschutz auf dem Buckel der Bauern ausgetragen werde, ist unwahr. Industrie und Gewerbe haben schon viel getan.» Es gehe «nicht gegen die Bauern, sondern um den Schutz unseres Trinkwassers».
Hat die Initiative jetzt aber weniger Chancen, angenommen zu werden? Nein, antwortet Flach. Es sei lediglich ein Zeichen dafür, dass sich jetzt die Bevölkerung an der Urne dazu äussern müsse: «Ob sie es weiterhin zulassen wollen, dass Trinkwasserfassung nach Trinkwasserfassung wegen Pestizidbelastung geschlossen werden muss.»
Der Dachverband sagt aber Ja zur Pestizid-Initiative, die den Einsatz von synthetischen Pestiziden ganz verbieten würde. Auch müssten importierte Lebensmittel ganz pestizidfrei sein. Doch dieses Volksbegehren hat weniger Chancen, von einer Volksmehrheit angenommen zu werden. Es wird von vielen als zu extrem eingestuft.