Wahlen 2023: Longchamp sieht FDP nur knapp im Plus
Die FDP gehörte 2019 zu den Verliererinnen der Wahlen. Politologe Claude Longchamp ist skeptisch, ob sie bei den Wahlen 2023 die SP überholen kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Jahr vor den nationalen Wahlen macht Claude Longchamp Prognosen zu den Parteien.
- Die FDP habe sich thematisch gut positioniert, werde aber wohl nicht die SP überholen.
- Insgesamt jedoch habe neo-Präsident Thierry Burkart die Partei bisher gut geführt.
Lange schon schreiben die Politologen der FDP eine schwierige Situation zu. Sie müsse zwischen zwei Wählendengruppen entscheiden: Jene, die man an die Grünliberalen verlieren könnte und jene, die zur SVP gehen könnten.
«Jahrelang hat die FDP einen Eiertanz gemacht», so Claude Longchamp zu Nau.ch. Vor den Wahlen 2023 habe sie sich aber mit einem neuen Präsidium entschieden, eine rechtsbürgerliche Politik machen zu wollen. «Damit hat sie klar ausgedrückt, dass die Abgrenzung auch bei den Wählenden gegenüber der SVP das Entscheidende ist», sagt Longchamp.
Der neue Präsident Thierry Burkart, Ständerat für den Kanton Aargau, habe die FDP thematisch gut ausgerichtet. Beim Riesenthema Energie habe er seine Partei in Richtung Technologieneutralität gedreht: Also käme für die Freisinnigen auch wieder Kernenergie infrage. «Damit wurde der Entscheid von 2017, den die FDP mitgetragen hat, der Ausstieg aus der Atomenergie, revidiert.»
Ebenfalls positiv sei gemäss Longchamp die Beziehung Burkarts zu den Jungfreisinnigen. Insbesondere beim Thema Renten habe er sich der Jungpartei angenähert. Defizitär sei jedoch die Burkartsche FDP beim Thema Frauen. Deren Integration sei aber mit der Individualbesteuerungsinitiative der FDP-Frauen auf gutem Wege.
FDP & Wahlen 2023: Erfolg in Aussicht?
Ob die Freisinnig-Liberalen damit die SP bei den Wahlen 2023 überholen können? Da sei er noch skeptisch, antwortet Longchamp. «Das Ganze ergibt sicher keine Mehrheit oder Zuwachs», sagt er. «Aber es ist klar ein strategischer Entscheid, den ich insgesamt als richtig anschaue.»
Was die FDP-Kampagne für die Wahlen prägen werde, sei noch offen: «Es kommt darauf an, ob es eine offenere Situation geben wird als 2019, als es ein dominantes Thema gab.»
Die FDP werde aber für die Wahlen 2023 wohl die Standortfrage in den Fokus rücken, sagt Longchamp: «Wirtschaftsförderung ist sicher etwas, was dem FDP-Publikum gut entgegenkommt.» Aber bei den Steuerfragen habe die Partei in letzter Zeit «mehr als einmal verloren», relativiert der Experte.
Ohne Rücktritte seien die Chancen 2023 gegeben, dass die FDP ihr Bundesräte halten könne. Es werde aber zu Angriffen der Grünen, und es entscheide, ob die GLP, allenfalls auch die Mitte helfe