Wegen Coronavirus geht NGO die Arbeit nicht aus
Schweizer NGO haben durch das Coronavirus viel zu tun. Die Arbeit hat sich allerdings verändert. Sie sehen verschiedene Herausforderungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Firmen leiden unter der Corona-Krise – nicht so die Schweizer NGO.
- Sie bauen die digitalen Kanäle aus und sorgen sich um die Auswirkungen der Krise.
- Sie sind sich einig: Die Corona-Krise zeige die enge Verflechtung von Natur und Menschen.
Wegen des Coronavirus steht die Welt vielerorts Kopf. Restaurants und Läden waren geschlossen, viele Firmen hatten keine oder weniger Arbeit. Es gibt auch andere Fälle: «Wir haben mehr zu tun», sagen Schweizer NGO.
Etwa die Public Eye, die sich für eine gerechte Globalisierung einsetzt. «Wir verzeichnen bislang keinen Rückgang an Einnahmen oder Mitgliedern, eher im Gegenteil», so Mediensprecher Oliver Classen. «Das dürfte einerseits an unserem in Krisensituationen jeweils besonders loyalem und solidarischem Zielpublikum liegen.»
Coronavirus verstärkt bekannte Probleme
Die Ursachen und Folgen dieser globalen Gesundheits- und Wirtschaftskrise, würden viele der Themenbereiche direkt betreffen. Tendenziell hätten sich die von Public Eye vorher schon bearbeiteten Probleme durch das Coronavirus weiter zugespitzt.
«Das durch die Pharmaindustrie pervertierte Patentrecht etwa kritisieren wir schon lange. Jetzt gibt es diesbezüglich einfach eine neue Dimension und Dringlichkeit. Das gilt auch für andere Baustellen der bisherigen Globalisierung», so Classen. Beispielsweise die Produktionsbedingungen in der Modebranche.
WWF setzt vermehrt auf digitale Kanäle
Auch WWF geht die Arbeit nicht aus und die Unterstützung reisst nicht ab. WWF-Schweiz-Chef Thomas Vallcott, sagt die Einnahmen seien auf dem Niveau vom Vorjahr, für ein Fazit sei es aber noch zu früh. «Bis jetzt mussten wir keine Kurzarbeit anmelden.»
Die durch das Coronavirus bedingte Krise habe allerdings grosse Auswirkungen bei der Umsetzung der Projekte im Ausland. «Wegen der Schutzmassnahmen in unseren Projektländern können wir teilweise nicht mehr ins Feld gehen. Wenn wir etwa mit der lokalen Bevölkerung zusammenarbeiten, um nachhaltige Einkommensmöglichkeiten zu ermöglichen und Waldrodungen zu verhindern.»
In der Schweiz habe WWF mehrere Anlässe mit der Bevölkerung und in Schulen absagen müssen, beispielsweise Frühlingslager für Kinder. «Zum Teil konnten wir als digitale Events durchführen, so auch ein digitales Lager für Kinder», erklärt Vallcott.
Derzeit schaffe die Ungewissheit über die Dauer der Situation Unsicherheiten. Wenn der Zustand länger andauere, könne die Arbeit auf der Strasse einen negativen Einfluss haben. «Ich gehe davon aus, dass wir die Auswirkungen spüren werden. Die digitalen Kanäle werden allerdings für die Akquisition und den Austausch immer wichtiger.»
Amnesty International: Corona-Krise als Krise der Menschenrechte
In Ländern wie Grossbritannien oder USA gehen die Einnahmen bereits jetzt stark zurück, sagt Beat Gerber, Mediensprecher bei Amnesty International Schweiz. Hierzulande seien die Mitglieder treuer, bisher jedenfalls. Nur für einen kleinen Teil im Bildungsteam habe man Kurzarbeit beantragen müssen.
Die Menschenrechtsorganisation hat mehr denn je zu tun. «Die Corona-Krise wird auch zu einer Krise der Menschenrechte», so Gerber.
Er nennt Beispiele: Autoritäre Regierungen nutzen die Pandemie, um die Meinungs- und Versammlungsfreiheit weiter einzuschränken und kritische Stimmen aus dem Verkehr zu ziehen. Gefängnisinsassen seien dem Virus teils schutzlos ausgeliefert. Geflohene sitzen in überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln fest.
Für Greenpeace ist der Klimaschutz zentral
Greenpeace Schweiz wechselte bereits früh ins Homeoffice. Veränderungen bei den Spendeneinnahmen stellt Mediensprecher Yves Zenger bisher keine fest. Doch: «Wir haben Kurzarbeit beantragt für das Dialogerteam, also für die Spendenakquise auf der Strasse, die wir nicht über eine Agentur, sondern selber machen.»
Greenpeace gehe vermehrt virtuelle Wege, so Zenger. «Wir haben innert kürzester Zeit die bisher grösste Live-Online-Demo auf die Beine gestellt und eine von 22’000 Menschen unterschriebene Petition lanciert, die die Politik dazu auffordert, die Covid-Milliarden klimafreundlich einzusetzen.»
Der Klimaschutz sei zentral, so Zenger. Denn auch für Greenpeace bietet die Krise eine Chance zu erkennen, wie stark die Gesundheit von Ökosystemen und die Gesundheit von Mensch und Tier zusammenhängen.
«Der Schutz von Klima und Biodiversität ist dringender und wichtiger denn je», so Zenger. «Es wird nur dann einen gesunden Planeten und ein gesundes Leben für uns geben, wenn wir den Umgang mit der Natur und den Tieren drastisch verändern.»