AfD: «Fachkräfte werden nach Westdeutschland abwandern»
Die AfD erzielt in Ostdeutschland einen weiteren Wahlerfolg. Experten befürchten nun eine Abwanderung von Fachkräften aus den Bundesländern.
Das Wichtigste in Kürze
- In Brandenburg, Sachsen und Thüringen hat die AfD viele Wähler dazu gewonnen.
- Für Fachkräfte könnten die Bundesländer deshalb unattraktiver werden, warnen Experten.
- Nicht nur ausländische, sondern auch deutsche Fachkräfte ziehe es in den Westen.
Die AfD feiert im Osten Deutschlands derzeit einen Wahlerfolg nach dem anderen.
Zuerst räumte die vom Verfassungsschutz als «gesichert rechtsextrem» eingestufte Partei Anfang September in Thüringen und Sachsen ab. Und nun auch noch bei der Landtagswahl in Brandenburg.
Die AfD erreichte einen Wähleranteil von 29,2 Prozent und wurde somit zur zweitstärksten Kraft. Junge AfD-Anhänger grölten bei einer anschliessenden Wahlparty: «Hey, das geht ab, wir schieben sie alle ab, sie alle ab.»
Jetzt fürchten Experten Konsequenzen für die ostdeutsche Wirtschaft. Wobei Deutschlands Osten ohnehin schon wirtschaftlich schlechter gestellt ist als die westdeutschen Bundesländer.
Einer Untersuchung des Ifo-Instituts zufolge rechnen 84 Prozent der befragten Ökonomen mit negativen Folgen bezüglich der «Attraktivität für Fachkräfte».
Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, sagt gegenüber der «Deutschen Welle»: «Viele Fachkräfte werden eher nach Westdeutschland oder in grosse Städte abwandern.» Brandenburg werde wie Sachsen und Thüringen dadurch verlieren.
Experte: Auch Deutsche werden Ostdeutschland verlassen
Eine Befragung des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung kam bereits im März zum Schluss: Fast jede zehnte Person mit Migrationshintergrund überlegt, Deutschland aufgrund des Erstarkens der AfD zu verlassen.
Doch Fratzscher zufolge werden nicht nur Fachkräfte aus dem Ausland den Osten hinter sich lassen. Sondern auch deutsche Unternehmen und Fachkräfte, «die in vielen Fällen nicht in solchen Regionen zu Hause sein wollen».
Dass ausländische Fachkräfte Deutschland aufgrund der negativen Stimmung verlassen, sei bereits jetzt zu beobachten.
Ökonom Alexander Kritikos von der Universität Potsdam erklärt: «Diese Reaktion hat bereits eingesetzt, völlig unabhängig von den jüngsten Landtagswahlen.»
Die ostdeutschen Bundesländer sind aktuell zwar weniger vom Fachkräftemangel betroffen als der Westen. Doch die Arbeitnehmer dort sind älter und es gibt weniger Nachwuchskräfte. Eigentlich kann der Osten es sich also nicht leisten, Fachkräfte zu verlieren.
Die Experten halten jedoch gegenüber der «Deutschen Welle» fest: Auch in Ostdeutschland steht nicht die Mehrheit der Bevölkerung hinter der AfD.
Deshalb schätzen sie die ostdeutschen Bundesländer dennoch weiterhin als attraktiv ein für Fachkräfte.