AfD ist trotz historischem Ergebnis enttäuscht – wegen der Schweiz?
Die AfD konnte bei der Bundestagswahl am Sonntag ihren Stimmenanteil verdoppeln. Einem Bericht zufolge hat man sich in der Partei aber noch etwas mehr erhofft.
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Das Wichtigste in Kürze
- 20,8 Prozent der Stimmen erhielt die AfD am Sonntag – doppelt so viele wie 2021.
- Innerhalb der Partei ist man aber offenbar nicht ganz zufrieden.
- Anonyme Mitglieder kritisierien insbesondere den Stil von Top-Kandidatin Alice Weidel.
«Historisch», «unglaublich», «fulminant»: Unter anderem mit diesen drei Worten feierten die AfD und Kanzlerkandidatin Alice Weidel ihr Wahlresultat. Diese Euphorie lässt sich mit Blick auf die Zahlen auch durchaus rechtfertigen.
Schliesslich konnte die rechte Partei ihren Stimmenanteil von 10,4 auf 20,8 Prozent verdoppeln.
Allerdings soll es innerhalb der AfD nicht nur positive Reaktionen geben, wie der «Spiegel» berichtet. Das Magazin beruft sich dabei auf anonyme Quellen von der AfD-Wahlparty in Reinickendorf.
Wohnsitz-Debatte könnte der AfD geschadet haben
Parteifunktionäre hätten demnach mit bis zu 25 Prozent gerechnet, heisst es. Man wollte «die Bundesrepublik so richtig erschüttern» oder «die CDU in Angst und Schrecken versetzen».
Den Grund für das eher enttäuschende Abschneiden sehen viele offenbar in der Kanzlerkandidatin Alice Weidel.
Mehrere Stimmen sagen laut dem «Spiegel», dass Weidels Wohnsitz in der Schweiz dem Wahlkampf geschadet habe. Vor allem auch, dass die Politikerin nicht ruhiger auf entsprechende Fragen reagiert habe.
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Wiederum andere sagen gegenüber dem deutschen Magazin, dass die TV-Auftritte von Weidel nicht gut gewesen seien. Sie habe zu «patzig» oder zu «brüsk» reagiert, heisst es. Obwohl sie es eigentlich könne, sei sie im Fernsehen nicht charmant herübergekommen.
Die Themensetzung beziehungsweise die Art und Weise, wie Weidel über Themen sprach, kam ebenfalls nicht überall gut an. Oftmals sei sie zu radikal aufgetreten. Eigentlich hätte der Fokus im Wahlkampf auf der Wirtschaft liegen sollen, wird moniert.
AfD-Fraktionschef: Weidels «harter Ton» ist «in Ordnung»
Anders klingt es von offizieller Seite. Oliver Kirchner, AfD-Fraktionsvorsitzender aus Sachsen-Anhalt, spricht im «Spiegel» von einem «gut geführten» Wahlkampf.
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Der «harte Ton» im Fernsehen sei «in Ordnung» gewesen. Zumal die Shows eher an «Gefängnisverhöre» erinnert hätten. Ganz allgemein kam der radikalere Kurs im Osten gut an.
Das Ziel der AfD ist klar: 2029 will man im Bundestag stärkste Kraft werden. «Wir werden zwei Gänge hochschalten», sagt Weidel nach der diesjährigen Wahl. Die CDU soll so unter Druck gesetzt und schliesslich überholt werden.
Die AfD erreichte mit ihren 20,8 Prozent am Sonntag hinter der CDU/CSU (28,52 Prozent) Rang zwei. Eine schwarz-blaue Koalition hat Union-Kanzlerkandidat Friedrich Merz aber ausgeschlossen. Stattdessen scheint eine Grosse Koalition aus Union und SPD derzeit am wahrscheinlichsten.