AfD weiterhin stark: Hat Weidel Chancen auf die Kanzlerschaft?
Alice Weidel von der AfD gewinnt in Umfragen zur deutschen Kanzlerfrage an Zustimmung. Gleichzeitig steht ihr Lebensmodell in der Kritik.
Alice Weidel liegt in der Kanzlerfrage vor Friedrich Merz. Laut einer Insa-Umfrage für «Bild» würden 24 Prozent der Deutschen Weidel bei einer Direktwahl zur Kanzlerin wählen.
Merz fällt auf 20 Prozent zurück. Im Osten kommt Weidel sogar auf 36 Prozent, während Merz laut «RND» nur 16 Prozent erreicht.
Auch bei jungen Wählern zwischen 18 und 29 Jahren liegt Weidel mit 23 Prozent vor Merz mit 12 Prozent. Die Umfrage wurde allerdings vor dem Anschlag in Magdeburg durchgeführt.
Hindernisse für eine Kanzlerschaft
Trotz steigender Umfragewerte gilt eine Kanzlerschaft Weidels laut «Der Westen» als nahezu ausgeschlossen. Alle etablierten Parteien haben eine Koalition mit der AfD kategorisch ausgeschlossen, was eine parlamentarische Mehrheit unmöglich macht.
Roland Abold, Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap, hält es für unwahrscheinlich, dass die AfD stärkste Partei werden kann. Selbst die Unterstützung durch prominente Figuren wie Elon Musk wird daran voraussichtlich nichts ändern.
Musk hat mehrfach öffentlich zur Wahl der AfD aufgerufen. In einem Gastbeitrag für die «Welt am Sonntag» bezeichnete er die Partei als «letzten Funken Hoffnung» für Deutschland.
Weidels Lebensmodell in der Kritik
«Der Westen» berichtet, dass Weidels Lebensmodell parteiintern kritisiert wird. Sie lebt in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und hat zwei Kinder.
Dies passe nicht zum traditionellen Familienbild der AfD. Ein Fachausschuss möchte sogar das Parteiprogramm ändern, um Familie als «Vater, Mutter, Kinder» zu definieren.
Kritisch wird auch Weidels Wohnsitz in der Schweiz gesehen. Zwar betont sie, dass sie dort nicht lebe, doch der AfD-Wahlkampfslogan lautet ausgerechnet «Zeit für Deutschland».
Weidels politische Ausrichtung
Die Politikwissenschaftlerin Anna-Sophie Heinze sieht Weidel als Mischung aus marktliberalen und ultrakonservativen Positionen. Weidel setzt im Wahlkampf vor allem auf die Themen Migration und Wirtschaft.
Die AfD fordert Grenzkontrollen und Zurückweisungen von Einreisenden an der Grenze. Sie möchte das «Asylparadies Deutschland» schliessen und Geflüchtete an den Grenzen in Gewahrsam nehmen.
Die Partei spricht sich zudem für eine Streichung des Bürgergelds für Menschen aus der Ukraine aus. Sie plant eine restriktive Einwanderungspolitik.
Eckpfeiler des Wahlprogramms der AfD
Die AfD setzt ferner auf Deregulierung und niedrigere Steuern für Unternehmen. Sie plant eine Vereinfachung des Steuerrechts und eine Senkung der Einkommenssteuer durch einen höheren Grundfreibetrag.
Das Renteneintrittsalter soll flexibilisiert und Anreize für längeres Arbeiten geschaffen werden. Nicht beitragsgedeckte Leistungen sollen aus dem Bundeshaushalt finanziert werden.
Energie und Umwelt
Die AfD fordert eine Rückkehr zur Atomkraft und die Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen. Sie spricht sich für längere Laufzeiten von Kohlekraftwerken aus und gegen Windparks.
Die Partei leugnet den menschengemachten Klimawandel und will die CO2-Abgabe abschaffen. Die Ladeinfrastruktur für E-Autos soll nicht weiter ausgebaut werden.
Parteitag in Riesa
Am 11. und 12. Januar 2025 findet der AfD-Bundesparteitag in der WT Energiesysteme Arena in Riesa statt. Alice Weidel wird dort offiziell zur Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl nominiert.
Zwei Tage zuvor ist ein öffentliches Gespräch zwischen Weidel und Elon Musk auf X geplant. Das Format wird ein X-Space sein, eine Plattform für Live-Diskussionen.
Die Polizei erwartet bis zu 10'000 Demonstranten aus ganz Deutschland, die gegen den Parteitag protestieren wollen. Ein Grosseinsatz ist zur Gewährleistung der Sicherheit und der Versammlungsfreiheit geplant.