Argentiniens Börsenkurse brechen nach Macris Vorwahl-Schlappe ein
Nach der Schlappe von Argentiniens Staatschef Mauricio Macri bei der Präsidentschaftsvorwahl sind die Börsenkurse des Landes dramatisch eingebrochen.
Das Wichtigste in Kürze
- Peronistischer Bewerber Fernández geht als Favorit in die nächste Wahlrunde.
Der Merval-Index in Buenos Aires stürzte am Montag um 30 Prozent ab, der argentinische Peso büsste gegenüber dem US-Dollar um 29 Prozent an Wert ein. Bei der Vorwahl vom Sonntag war der wirtschaftsliberale Macri deutlich dem Bewerber Alberto Fernández aus dem peronistischen Mitte-links-Lager unterlegen. Fernandéz geht nun als Favorit in die Präsidentschaftswahl am 27. Oktober.
Die Vorwahlen sind eine argentinische Besonderheit. Dabei sind alle Bürger, nicht nur Parteimitglieder, stimmberechtigt. Die Vorwahlen haben damit den Charakter einer Generalprobe für die Präsidentschaftswahl.
Fernández und seine Vize-Kandidatin, Ex-Präsidentin Cristina Kirchner, kamen auf 47 Prozent der Stimmen. Macri und sein Vize-Kandidat Miguel Angel Pichetto erhielten 32 Prozent der Stimmen. An dem Wahlgang vom Sonntag beteiligten sich drei Viertel der 34 Millionen Stimmberechtigten. Von daher stehen die Chancen für Macri schlecht, das Ergebnis der Vorwahl noch zu drehen.
Macri räumte eine «schlechte Wahl» ein und kündigte an, seine «Anstrengungen zu verdoppeln». Falls sich die Ergebnisse der Vorwahlen am 27. Oktober wiederholen sollten, würde Fernández bei dem Urnengang gleich in der ersten Runde gewinnen. Denn nach argentinischem Wahlrecht reichen für einen Sieg 45 Prozent der Stimmen oder 40 Prozent der Stimmen mit einem Vorsprung von zehn Punkten. Falls eine Stichwahl nötig ist, soll diese am 24. November stattfinden.
Fernández sprach vor tausenden Anwohnern von einer «neuen Etappe». Er kündigte an, bis zur Präsidentschaftswahl auch diejenigen noch überzeugen zu wollen, die bei der Vorwahl nicht für ihn gestimmt hatten.
Die Kurseinbrüche an der Börse in Buenos Aires erreichten bei einigen Titeln am Montag fast 50 Prozent. Zum Teil blieben die Wechselstuben geschlossen. Macri traf sich zu Beratungen mit Zentralbankchef Guido Sandleris. Das südamerikanische Land steckt bereits seit vergangenem Jahr in einer Rezession. Die Inflation lag in den vergangenen zwölf Monaten bei 40 Prozent, die Arbeitslosenquote beträgt gut zehn Prozent.
Vergangenes Jahr hatte die argentinische Währung durch zwei Währungskrisen 50 Prozent ihres Wertes verloren. Die Regierung in Buenos Aires beantragte daher beim Internationalen Währungsfonds (IWF) ein Darlehen in Höhe von mehr als 57 Milliarden Dollar (fast 51 Milliarden Euro). Macri sagte im Gegenzug Sparmassnahmen zu. Rund 32 Prozent der Bevölkerung leben laut Statistiken in Armut.
In seiner Frühjahrsprognose für das weltweite Wirtschaftswachstum sagte der IWF für Argentinien ein Schrumpfen der Wirtschaft im laufenden Jahr um 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) voraus. Nach einer Erholung im Laufe des zweiten Halbjahrs 2019 rechnet der IWF für 2020 dann mit einem Wachstum von 2,2 Prozent.