Bewohner der Insel Lesbos lassen Migranten nicht an Land
Nach der Öffnung der türkisch-griechischen Grenze für Flüchtlinge ist die Lage auf der griechischen Insel Lesbos eskaliert.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit der türkischen Grenzöffnung kommen wieder mehr Flüchtlinge auf die Inseln.
- Die Bewohner von Lesbos wollten rund 50 Migranten nicht an Land lassen.
Nach Berichten von AFP-Fotografen liessen wütende Inselbewohner rund 50 Migranten in einem Schlauchboot im Hafen von Thermi nicht an Land. Sie schrien «Geht zurück in die Türkei», beschimpften einen Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), einige griffen Journalisten und Fotografen an. Unter den Flüchtlingen waren auch Kinder.
Nahe des Strands von Skala Sykamineas beobachtete ein AFP-Fotograf, wie Griechen ein nicht mehr genutztes UN-Begrüssungszentrum für Flüchtlinge in Brand setzten. Es war Ende Januar geschlossen worden.
Eine weitere Gruppe Bewohner versuchte unterdessen, einem Polizeibus mit Migranten mit Ketten und Steinen den Weg in das heillos überfüllte Lager Moria zu versperren, wie die griechische Nachrichtenagentur ANA berichtete. Ein Polizist wurde demnach leicht verletzt. Das Lager wurde ursprünglich für 3000 Menschen gebaut, inzwischen leben dort 19'000.
Erdogan hat Grenze zur EU geöffnet
Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan hatte am Wochenende wegen der Kämpfe um die Provinz Idlib im Nordwesten Syriens die Grenzen seines Landes zur EU geöffnet. Tausende Flüchtlinge aus der Türkei versuchten daraufhin, über die Grenze nach Griechenland zu gelangen.
Nach AFP-Zählung kamen allein auf Lesbos am Sonntag rund zehn Boote mit etwa 500 Menschen an. Laut ANA landeten 120 Flüchtlinge auf der Insel Chios und 80 weitere auf Samos. Die griechische Küstenwache zählte am Vortag 180 Neuankömmlinge auf Lesbos und Samos.
Bereits in der vergangenen Woche hatten hunderte Bewohner von Lesbos gegen den Bau neuer Flüchtlingslager protestiert. Sie geben an, ihre Insel sei jetzt schon überlastet.