Bundespolizei und andere europäische Behörden zerschlagen riesiges Schleusernetz
Das Wichtigste in Kürze
- Mindestens zehntausend Menschen über sogenannte Balkanroute geschmuggelt.
Der Schmugglerring sei für die illegale Einreise von mindestens zehntausend Menschen unter unmenschlichen und teils lebensgefährlichen Bedingungen nach Mittel- und Westeuropa verantwortlich, teilte die Bundespolizei am Freitag in Potsdam mit. Die Festnahmen erfolgten demnach in einem Zeitraum seit Sommer vergangenen Jahres.
Die Bundespolizei handelte nach eigenen Angaben als Teil eines länderübergreifenden Ermittlungsverbunds, an dem sich auch Strafverfolger in Österreich, Serbien, Ungarn, den Niederlanden und Rumänien beteiligten. Die von der europäischen Polizeibehörde Europol koordinierte Taskforce führte 39 Ermittlungsverfahren, von denen 15 auf Deutschland entfielen. In allen beteiligten Ländern zusammen wurden demnach bisher acht Schlüsselfiguren und 126 mutmassliche Mittäter gefasst.
Die Festnahmen und Durchsuchungen erfolgten seit Sommer 2021 bei verschiedenen international koordinierten Zugriffsaktionen, die Ermittlungen liefen bereits seit 2020. Vollstreckt wurden dabei auf deutscher Seite 70 Durchsuchungsbeschlüsse in Bayern, Sachsen und Nordrhein-Westfalen. Bei den Razzien beschlagnahmten Beamte in der Bundesrepublik auch Vermögen von mehr als 600.000 Euro.
Das hochprofessionelle Menschenschmugglernetz aus dem Bereich der internationalen Kriminalität organisierte nach Ermittlerangaben die Schleusung von Menschen insbesondere aus Syrien und der Türkei mit Autos sowie Lastwagen über die sogenannte Balkanroute. Zielländer waren unter anderem Österreich und Deutschland. Allein auf die Bundesrepublik entfielen demnach etwa 2000 der insgesamt mindestens zehntausend mutmasslichen Taten. Die Schleusungsfahrten seien «unter teils lebensgefährdenden und unmenschlichen Bedingungen» erfolgt.
Laut Bundespolizei arbeiteten die Schleusernetzwerke arbeitsteilig wie legale Reiseunternehmen mit eigener Logistik. Sie betrieben unter anderem Transportfirmen mit eigenen Fahrern und Unterkünfte entlang der Route, die von der Türkei über den Balkan in die EU führt. Ihre Dienste boten sie über Social-Media-Kanäle an. Die Bezahlung erfolgte dabei über das sogenannte Hawala-Finanzsystem.