Donald Trump: Realitäts-Check für Latinos und Co.
Donald Trump konnte bei vielen Bevölkerungsgruppen punkten. Doch nun werden seine politischen Absichten immer konkreter. Frauen und Latinos sind besorgt.
Das Wichtigste in Kürze
- Für viele überraschend punktete Donald Trump auch bei traditionell demokratisch Wählenden.
- Bevölkerungsgruppen wie Latinos oder Frauen werden von der Trump-Politik betroffen sein.
- Bereits jetzt zeichnen sich konkrete Absichten ab – oft zum Nachteil dieser Gruppen.
Donald Trump hat letzte Woche nicht nur die Wahl zum nächsten US-Präsidenten gewonnen. Er hat auch bei diversen Bevölkerungsgruppen Kamala Harris geschlagen oder zumindest im Vergleich zu 2020 kräftig zugelegt.
Teilweise war die erwartet worden, teilweise kam dies in diesem Ausmass überraschend. Zum Beispiel, weil Trump Minderheiten immer wieder auch beleidigt hat.
Kurz nach der Wahl, noch bevor Donald Trump sein Amt angetreten hätte, gibt es für einige aber ein böses Erwachen. US-Medien berichten von verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die sich fragen müssten: Habe ich gerade gegen meine eigenen Interessen gewählt?
Scheidung wie im 18. Jahrhundert?
Zum Beispiel die Frauen: Die Washington Post weist auf ein Thema hin, jenseits der problematischen Aussagen und Verurteilungen von Trump selbst oder der Abtreibungs-Kontroverse.
Nämlich der Abschaffung von «Scheidungen ohne Schuldzuweisung»: Dass sich Frauen «einfach so» von ihren Ehemännern scheiden lassen können. Ohne langwierige Beweisführungen vor Gericht – und, für einige Männer empörend, entgegen den Wünschen der Männer.
Im Bundesstaat Nebraska (Trump: 59,8 Prozent) heisst es im Parteiprogramm der Republikaner: solche «No-fault divorces» sollen auf Paare ohne Kinder aus der Ehe beschränkt sein.
In Texas (Trump: 56,3 Prozent) wollen die Republikaner solche Scheidungen gleich ganz verbieten. In Louisiana, Oklahoma und South Dakota (Trump: 60 bis 66 Prozent) gab es in den letzten Jahren ebenfalls solche Anträge.
Protestwahl der «unentschlossenen» Israel-Kritiker
Bei Pro-Palästina-Gruppierungen stand und steht die Biden-Regierung schlecht im Kurs. Die «Uncommitted»-Bewegung heisst so, weil sie bereits in den Vorwahlen der Demokraten leer einlegte.
Später weigerte sie sich, Kamala Harris zu unterstützen. Denn die Unterstützung der USA für Israel während dem Krieg in Gaza lasse ihnen keine andere Wahl, hiess es.
Heftige Kritik musste die Bewegung diese Woche einstecken: Sie rief Biden erneut dazu auf, im Krieg Israels gegen die Hamas aktiv zu werden.
Der geschasste Biden soll also richten, was Donald Trump genauso wenig tun wird. Denn unterdessen hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gesagt: Er und Trump seien «einer Meinung», wenn Israel den Libanon und Gaza bombardiere.
Pro-Palästina-Bewegung kostete Harris viele Stimmen
Kritiker der Uncommitted-Bewegung, die Kamala Harris viele Stimmen gekostet hatte, verwiesen auf Trumps jüngste Ernennungen. Zu diesen gehören auch pro-israelische Hardliner wie Mike Huckabee und Senator Marco Rubio.
Gleichzeitig passiert im Nahen Osten genau das, was die Palästina-freundlichen US-Bürger befürchteten. Israel treffe Vorbereitungen, das Westjordanland zu annektieren, und hoffe auf Donald Trumps Unterstützung, berichtet CNN.
Eine Entscheidung sei noch nicht getroffen, sagt Israels Aussenminister Gideon Sa’ar. Aber man habe solches schon während Trumps erster Präsidentschaft diskutiert.
Gegebenenfalls werde man dies erneut «mit unseren Freunden in Washington» besprechen. Finanzminister Bezalel Smotrich bezeichnete den Wahlsieg von Donald Trump als «wichtige Chance für den Staat Israel».
Illegale Einwanderer sollen Arbeit der Behörden gleich selbst machen
Über drei Prozent der US-Bevölkerung sind illegale Einwanderer, die meisten aus Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern.
Sie arbeiten als Erntehelfer, Putzkraft, Taglöhner. Ihre in den USA geborenen Kinder sind US-Bürger. Doch nun hat der von Donald Trump angekündigte «Grenz-Zar» Tom Homan eine Idee, wie er seinen Auftrag umsetzen will.
«Self-report» und «Self-deport» lautet die Devise: Selbstanzeige und Selbstausschaffung. Im Interview bei Fox News bestätigte Tom Homan, das sei doch eine gute Idee.
Wer sich selbst anzeige, könne noch alles regeln – das Familien-Business, das Zuhause – und dann mit der Familie abreisen. «Für diejenigen, die keine Kriminellen sind, macht das vollkommen Sinn.»
Ausser, dass viele Familien aus sowohl illegalen wie legalen Migranten bestehen. Aber nach einer Gnadenfrist von zwei-drei Monaten will Homan durchgreifen. «Denn wir wissen, wer ihr seid, und wir werden kommen und euch finden.» 46 Prozent der US-Bürger lateinamerikanischer Abstammung haben Donald Trump gewählt.