EPFL-Chefin will trotz Trump-Zoff keine US-Forscher anlocken

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Lausanne,

Viele Forschende in den USA überlegen sich wegen der politischen Situation einen Wegzug. In Europa will man das teils ausnutzen – nicht so die EPFL in Lausanne.

Anna Fontcuberta i Morral
Anna Fontcuberta i Morral, Präsidentin der EPFL. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele US-Forschende überlegen sich wegen Donald Trump, das Land zu verlassen.
  • Europa könnte dabei ein Ziel sein, unter anderem auch die Schweiz.
  • Die Präsidentin der EPFL findet es aber unethisch, US-Wissenschaftler anzulocken.

Seit seinem erneuten Amtsantritt hat Donald Trump bereits für viel Wirbel gesorgt. Ein Bereich, der besonders betroffen ist, ist die Forschung.

Kritiker des Präsidenten warnen gar, dass die Wissenschaftsfreiheit in den USA in Gefahr sei.

Donald Trump
Donald Trump sorgt mit seiner Politik für Wirbel – unter anderem im Forschungsbereich. - keystone

Das zeigt sich auch auf der personellen Ebene. Gemäss einer Umfrage des Magazins «Nature» überlegen sich 75 Prozent der US-Forschenden, das Land zu verlassen.

Viele würden demnach einen Job im Ausland suchen – beispielsweise in Kanada oder in Europa.

Nicht zuletzt hätten wohl auch Schweizer Universitäten die Chance, fähige Leute ins Alpenland zu holen. Unter anderem die Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich und in Lausanne sind international bekannt.

EPFL-Chefin: Unter amerikanischer Schwäche leidet ganze Welt

Anna Fontcuberta i Morral, Präsdentin der EPFL in der Waadtländer Hauptstadt, winkt allerdings ab.

In der RTS-Sendung «19h30» sagt sie, dass man die Krise in den USA nicht ausnutzen wolle. Es wäre «nicht ethisch», jetzt Personal in den USA zu suchen, um zu profitieren.

Fontcuberta i Morral zieht einen Vergleich zum Fussball. «Wenn die besten Spieler verschwinden, sinkt das allgemeine Niveau des Spiels», so die EPFL-Chefin. Auch wenn einige Mannschaften möglicherweise davon profitieren und mehr gewinnen würden.

Dasselbe gelte für die Forschung. Eine Schwächung des US-Systems, das eines der besten sei, werde sich negativ auf die Innovation und den wissenschaftlichen Fortschritt auswirken. Letzten Endes würde darunter die gesamte Gesellschaft leiden.

«Viel Traurigkeit» wegen Situation in den USA

Entsprechend hält Fontcuberta i Morral fest: «In der Schweiz beobachten wir diese Situation mit viel Traurigkeit.»

Die US-Wissenschaft sei für viele hierzulande eine Inspiration. «Zu sehen, wie dieses System heute bedroht ist, macht uns zutiefst traurig.»

Nicht zuletzt gibt es wegen der neuen Regierung auch finanzielle Fragezeichen für die EPFL. Die Schule habe im letzten Jahr fünf aus den USA finanzierte Projekte lanciert. Der Betrag beläuft sich auf 1,2 Millionen Franken.

Sollte die Schweiz nun US-Forschende an Schweizer Unis locken?

Allerdings sind das nur 0,4 Prozent des Schulbudgets – entsprechend dürfte es selbst bei einem Zahlungsstopp Lösungen geben.

Nicht alle europäischen Hochschulen sehen es gleich wie die EPFL. Oder um beim Sportvergleich zu bleiben: Der eine oder andere Verein auf dem Alten Kontinent versucht schon, den Messi oder die Putellas unter den Forschenden anzulocken.

Franzosen starten Programm für US-Fachkräfte

Die französische Aix-Marseille Université hat beispielsweise ein Hilfsprogramm für US-Wissenschaftler lanciert. «Wir bieten wissenschaftliches Asyl an», sagte Präsident Eric Berton kürzlich gegenüber der deutschen «Tagesschau».

Es gehe der Schule dabei nicht um Eigeninteressen, betont Berton. «Wir wären lieber nicht gezwungen, das zu machen.» Angesichts der aktuellen Lage in den von Donald Trump regierten USA sei das aber nötig.

Frankreichs Hochschulbildungsminister Philippe Baptiste kündigte zudem ein landesweites Programm an, um US-Forschende empfangen zu können.

Philippe Baptiste
Frankreichs Hochschulbildungsminister Philippe Baptiste. - keystone

Er betonte zwar im französischen Fernsehen, dass die Geschehnisse in den USA ein «harter Schlag für die weltweite Wissenschaft» seien.

Aber man müsse jetzt die Kapazität haben, gute oder sehr gute Forscher zu empfangen. Diese Leute seien oft sowieso sehr mobil, so Baptiste.

Ähnliche Stimmen gibt es auch in Deutschland. «Gebt Amerikas Spitzenforschern eine neue Heimat!», fordert beispielsweise eine Gruppe von Wissenschaftlern in einem Beitrag im «Spiegel».

Unter dem Motto «Hundert kluge Köpfe für Deutschland» soll das Personal angelockt werden.

Kommentare

User #6424 (nicht angemeldet)

Es ist also ethischer, die US Forscher leiden zu lassen. Was für eine kranke Begründung.

User #3149 (nicht angemeldet)

Es ist daran unethisch. Nun dann geht die Forschung in den USA halt den Bach ab und die Schweiz /Europa profitieren und machen sich damit unabhängig von den USA...diese Chance sollten wir nutzen

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