EU-Kommissar: Deutschland sollte Akw-Laufzeiten verlängern
EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton hat die Bundesregierung aufgefordert, «die Ideologie hinter sich zu lassen» und die Laufzeit der drei verbleibenden Kernkraftwerke zu verlängern.
Das Wichtigste in Kürze
- Breton fordert Bundesregierung zur Abkehr von «Ideologie» auf.
Die drei Akw sollten «ein oder zwei Jahre» länger am Netz bleiben, sagte der Franzose am Samstag dem Radiosender France Inter. Nach geltendem Atomrecht müssen alle deutschen Kernkraftwerke bis Ende des Jahres abgeschaltet werden.
Eine Laufzeitverlängerung würde nach Ansicht Bretons zur Lösung des Problems der Energieknappheit wegen reduzierter russischer Gaslieferungen beitragen. Angesichts der deutschen Pläne, verstärkt Kohlekraftwerke zur Stromgewinnung einzusetzen, halte er Atomkraft für die ökologisch bessere Option, sagte Breton.
Das Thema ist in Deutschland hoch umstritten: Die Akw-Laufzeitverlängerung lehnen SPD und Grüne ab - aus der FDP dagegen kommt auch Zustimmung. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zufolge sollen befristet bis Ende März 2024 Kohlekraftwerke stärker zum Einsatz kommen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) will auch den Atomausstieg neu diskutieren und fordert eine «offene und unideologische Debatte» darüber.
Der Vorstandschef des grössten deutschen Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, hatte kürzlich erklärt, er halte die Diskussionen um eine mögliche Laufzeitverlängerung für «zu spät». Es sei schwierig, rechtzeitig an passende Brennstäbe zu kommen und die nötigen Sicherheitsfragen zu klären, sagte er.
CDU-Chef Friedrich Merz sagte dem Deutschlandfunk, wenn Frankreich 53 oder 56 Kernkraftwerke betreibe, «dann müsste Deutschland eigentlich in der Lage sein, drei Kernkraftwerke über den Jahreswechsel hinaus zu betreiben». Die technischen und juristischen Fragen seien seines Erachtens lösbar. Mit dem Atomstrom könnten zehn Millionen Haushalte zuverlässig versorgt werden, plädierte er für eine Laufzeitverlängerung.