Finnischer Regierungschef Rinne setzt London im Brexit-Ringen Frist
Das Wichtigste in Kürze
- Der finnische Ministerpräsident Rinne hat dem Brexit eine Frist gesetzt.
- Die EU werde wahrscheinlich keinen weiteren Aufschub dulden, meinte Rinne.
- Johnsons Regierung weist die Forderung als «künstlich» zurück
Die Regierung des britischen Premierministers Boris Johnson müsse bei der EU bis Ende September einen «schriftlichen Vorschlag» einreichen. Dies erklärte ein Sprecher Rinnes am Donnerstag. Auf diese Weise könne Grossbritannien einen EU-Austritt ohne Abkommen verhindern. Finnland hat Anfang Juli für sechs Monate den EU-Vorsitz übernommen.
Ein Sprecher Johnsons wies Rinnes Forderung zurück. London werde «förmliche schriftliche Lösungen» vorschlagen, wenn diese fertig seien, nicht «gemäss einer künstlichen Frist», sagte der Sprecher.
Noch nicht sicher, ob es sich um einen Lösungsvorschlag handelt
Die EU-Kommission bestätigte unterdessen, dass sie aus London «Schriftstücke» erhalten habe, in denen es um eine mögliche Brexit-Vereinbarung gehe. Es sei allerdings noch zu früh, um zu beurteilen, ob es sich um einen Lösungsvorschlag handele.
«Solange wir sie nicht im Detail angesehen haben, werden wir sie nicht näher charakterisieren», sagte eine Kommissionssprecherin in Brüssel. Die Dokumente aus Grossbritannien sollten zunächst für «technische Diskussionen» dienen. Am Freitag sei dann ein Treffen auf «politischem Niveau» zwischen EU-Unterhändler Michel Barnier und dem britischen Brexit-Minister Stephen Barclay geplant.
Rinne hielt sich am Mittwoch zu einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris auf. Er sagte bei dieser Gelegenheit, die EU werde London vermutlich keine weitere Verschiebung des Austrittsdatums gewähren. Dies falls London keine konkreten Vorschläge unterbreite.
Für den 17. und 18. Oktober ist in Brüssel ein EU-Gipfel geplant.
Verhandlungen seit Antrag erfolglos
Die britische Bevölkerung entschied sich mit einem Referendum im Juni 2016 für den EU-Austritt. Ende März 2017 reichte London den Austrittsantrag ein. Seither blieben die Austrittsverhandlungen erfolglos.
Ein im November 2018 unter der damaligen britischen Premierminister Theresa May vorgelegter Vertrag wurde vom britischen Unterhaus mehrfach abgelehnt.
Das Parlament in London verweigert aber auch einen Austritt ohne Abkommen. Die ursprüngliche Frist für den Brexit, der 29. März 2019, wurde inzwischen auf den 31. Oktober verschoben.