Greenpeace besetzt wegen «Klima-Notstands» Fassade des EU-Gipfel-Gebäudes
Das Wichtigste in Kürze
- Aktivisten kommen mit Feuerwehrauto - Gipfel kann nach Aktionsende stattfinden.
Mehr als zwei Dutzend Umweltschützer kletterten am Morgen vor dem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs die Fassade des Europa-Gebäudes hoch und entrollten ein Banner mit der Aufschrift «Klima-Notstand». Die Polizei holte daraufhin nach und nach die Aktivisten mit Hilfe von Drehleitern der Feuerwehr vom Gebäude. Die Aktion war am späten Vormittag beendet.
Zentrales Thema des am Nachmittag beginnenden Gipfels der EU-Staats- und Regierungschefs ist die Frage, ob sie sich bereits zu dem Ziel bekennen, Europa bis zum Jahr 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu machen. Osteuropäische Staaten wie Polen, Ungarn und Tschechien fordern aber zuerst umfassende Finanzzusagen, um die Umstellung ihrer Wirtschaft auf erneuerbare Energien zu bewerkstelligen.
Die Aktivisten seien mit einem alten Feuerwehrauto bis an das Gipfelgebäude gefahren, erklärte Greenpeace. Sie nutzten dann die Feuerwehr-Leiter, um auf das Gebäude zu klettern. An der Aktion nahmen den Angaben zufolge 61 Umweltschützer aus sieben europäischen Ländern teil, darunter auch aus Deutschland. 28 seien auf das Gebäude geklettert.
Neben dem Banner mit der Aufschrift «Klima-Notstand» befestigten die Aktivisten weitere Transparente an der Fassade, auf denen Flammen zu sehen waren. Später entzündete Rauchbomben erweckten den Eindruck, als stehe das Gebäude in Flammen. Auf kleineren Plakaten war die Aufschrift «Klima-Verzögerer im Inneren» zu lesen.
«Die Welt steht in Flammen und unsere Regierungen lassen sie brennen», erklärte der Leiter von Greenpeace EU, Jorgo Riss. Es sei nicht ausreichend, sich auf eine klimaneutrale EU im Jahr 2050 zu verpflichten. Es müsse jetzt gehandelt werden.
Die belgische Polizei musste die echte Feuerwehr zu Hilfe rufen, um die Aktivisten vom Gebäude zu holen. Sie fuhr zwei grosse Drehleitern aus, um die angeseilten Aktivisten von der Fassade zu lösen, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Nach vorläufigen Angaben der Polizei wurden rund 20 Menschen wegen der Protest-Aktion festgenommen. Greenpeace bestätigte zunächst 21 Festnahmen.
Da anfangs unklar war, wie lange die Aktivisten auf dem Gebäude bleiben würden, prüfte der EU-Rat bereits eine Verlegung des Gipfels, der am Nachmittag beginnen sollte. «Der Gipfel wird stattfinden, aber es wird überlegt, ob er in das JL-Gebäude verlegt wird», hiess es in einer Botschaft an die Mitarbeiter des EU-Rates. Dieses liegt direkt daneben.
Aus dem Rat hiess es nach dem Ende der Aktion, der Gipfel könne wie geplant im Europa-Gebäude stattfinden. Erste Treffen von EU-Ratspräsident Charles Michel wurden jedoch vormittags in dem Nebengebäude abgehalten. In einer Durchsage wurde Journalisten kurz vor Mittag mitgeteilt, dass das Europa-Gebäude nun wieder zugänglich sei.