Benjamin Netanjahu beantragt Immunität wegen Korruptionsaffäre
Der wegen Korruption angeklagte israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will sich vom Parlament vor Strafverfolgung schützen lassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Netanjahu beantragt beim israelischen Parlament, unter Immunität gestellt zu werden.
- Der Ministerpräsident steht seit Ende November wegen Korruption unter Anklage.
Netanjahu beantragte offiziell beim Präsidenten der Knesset, unter Immunität gestellt zu werden, wie Regierungssprecher Ofer Golan am Mittwochabend mitteilte.
Der Regierungschef hatte zuvor bei einer Pressekonferenz diesen Schritt angekündigt und sein Vorgehen als «gesetzeskonform» bezeichnet. Er wähle diesen Weg, «um Euch weiter zu dienen, für die Zukunft Israels».
Netanjahu steht seit Ende November wegen Korruption als erster amtierender Regierungschef in der Geschichte Israels unter Anklage. Ihm werden Betrug, Bestechlichkeit und Untreue vorgeworfen. Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit hatte Netanjahu bis zum 2. Januar Zeit für einen Antrag auf Immunität gegeben.
«In Israel steht niemand über dem Gesetz»
Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bezeichnet Netanjahu als politisch motiviert. Als Regierungschef müsste er nach den geltenden Gesetzen nur zurücktreten, wenn alle Rechtsmittel gegen eine mögliche Verurteilung ausgeschöpft sind. Vor der Strafverfolgung ist er allerdings durch sein Amt nicht geschützt - es sei denn, das Parlament bewilligt seinen jetzt gestellten Antrag.
Oppositionsführer Benny Gantz kündigte an, seine Mitte-Rechts-Partei Blau-Weiss werde im Parlament alles dafür tun, um die Immunität für Netanjahu zu verhindern. «In Israel steht niemand über dem Gesetz», sagte Gantz.
Da das Parlament aber bereits im Vorfeld der für den 2. März geplanten Wahl aufgelöst wurde, wird es sich erst nach dem Urnengang mit Netanjahus Antrag befassen. Sein Antrag auf Immunität dürfte damit einen Prozess gegen ihn um Monate verzögern.
Netanjahu kann keine Regierungsmehrheit schmieden
Die Parlamentswahl am 2. März ist bereits die dritte innerhalb von zwölf Monaten. Netanjahu war es nach den beiden vergangenen Urnengängen im September und April nicht gelungen, eine neue Regierungsmehrheit zu schmieden. Auch Gantz bekam keine solche Mehrheit zustande.
Einige Juristen zweifeln an, dass Netanjahu trotz der gegen ihn erhobenen Anklage erneut mit der Regierungsbildung beauftragt werden darf, und riefen daher den Obersten Gerichtshof an. Drei Richter des höchsten Gerichts Israels begannen am Dienstag mit der Prüfung dieser Vorbehalte. Wann sie ihre Entscheidung bekanntgeben, teilten sie nicht mit.
Netanjahu schrieb dazu am Dienstag im Onlinedienst Twitter: «Ich stelle mir keinen Augenblick lang vor, dass Israels Oberster Gerichtshof in diese Falle tappt. In einer Demokratie entscheidet allein das Volk, wer regieren kann, und niemand sonst.»