Nobelpreisträgerin Ressa zieht gegen Hafturteil vor Oberstes Gericht der Philippinen
Die philippinische Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa kämpft weiter gegen ihre Inhaftierung wegen der regierungskritischen Berichterstattung ihrer Nachrichtenwebsite «Rappler».
Das Wichtigste in Kürze
- Journalistin will nach Ablehnung von Berufung nicht aufgeben.
Die Journalistin werde vor den Obersten Gerichtshof ziehen, sagte ihr Anwalt Ted Te am Dienstag.
Zuvor hatte ein Berufungsgericht Ressas Antrag zurückgewiesen, ihre Verurteilung wegen diffamierender Äusserungen im Internet aus dem Jahr 2020 zu überprüfen. Ressa war damals gemeinsam mit ihrem früheren Kollegen Rey Santos Jr verurteilt worden. Laut dem 2012 verhängten Urteil soll sie bis zu sieben Jahre ins Gefängnis, sie ist gegen Kaution auf freiem Fuss.
«Maria und Rey werden diese Streitigkeiten vor den Obersten Gerichtshof bringen und wir werden den Obersten Gerichtshof auffordern, die Entscheidung zu überprüfen und die Entscheidung zu kippen», erklärte Ressas Anwalt. Dass ihre Berufung gegen das Hafturteil am Montag abgelehnt worden sei, verstosse gegen die «grundlegenden Prinzipien der Verfassung und des Strafrechts», kritisierte Te. Ausserdem habe das Gericht die Beweise zugunsten von Ressa und Santos Jr ignoriert.
Ressa hatte früh lautstark Kritik am früheren philippinischen Staatschef Rodrigo Duterte und seinen skrupellosen Kampf gegen den Drogenhandel geübt, den er 2016 begonnen hatte. In der Folge wurden sie und ihr Nachrichtenportal mit strafrechtlichen Ermittlungen und Schmähungen im Internet überzogen. Für ihren Einsatz für die Wahrung der Meinungsfreiheit wurde Ressa im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem russischen Journalisten Dimitri Muratow mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Die Ablehnung ihres Berufungsantrags am Montag hatte Ressa als «eine Erinnerung an die Bedeutung von unabhängigem Journalismus» bezeichnet, der die Mächtigen zur Verantwortung ziehe. «Trotz dieser anhaltenden Attacken von allen Seiten konzentrieren wir uns weiter darauf, das zu tun, was wir am besten können: Journalismus», erklärte die 59-Jährige.
Gegen Ressa laufen insgesamt sieben Gerichtsverfahren. Auch gegen «Rappler» wurden mehrere Verfahren eingeleitet. Wenige Tage vor dem Ende von Dutertes Amtszeit im Juni war die Schliessung von «Rappler» angeordnet worden, weil das Medium gegen die Vorgabe verstossen habe, dass philippinische Medien nicht in ausländischem Besitz sein dürfen. Die Nachrichtenwebsite geht gegen diese Anordnung juristisch vor.
Wie der neue Präsident Ferdinand Marcos zu dem Streit steht, ist unklar. Kürzlich hatte er in einer Rede gesagt, er glaube an die «Bedeutung der Erhaltung des universellen Rechts der freien Meinungsäusserung und der Pressefreiheit ebenso wie an die Bedeutung des Bereitstellens und Erhaltens exakter Informationen».