So sehr schadet Trump die neu aufgerollte Porno-Affäre
Donald Trumps angebliche Affäre Stormy Daniels wurde vor Gericht befragt. Republikaner befürchten Folgen bei der Wählerschaft.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor Gericht wird Donald Trumps Affäre mit Stormy Daniels in allen Details neu aufgerollt.
- Durch die Zeugenbefragung werde die Sache «viel realer», befürchten Republikaner.
- Das könnte Trump insbesondere bei republikanischen Wählerinnen Stimmen kosten.
Eigentlich sind für die US-Präsidentschaftswahlen primär diejenigen Bundesstaaten relevant, in denen das Rennen offen ist – die sogenannten «Swing States». Und nicht etwa New York, wo gegenwärtig der Schweigegeld-Prozess gegen Donald Trump stattfindet. Eigentlich kennt man auch die Geschichte bereits, rund um die Affäre Trumps mit Porno-Darstellerin Stormy Daniels. Und eigentlich hat Trump in den «Swing States» starke Umfragewerte gegenüber dem amtierenden Präsidenten Joe Biden.
Stormy Daniels wird zur Hypothek
Trotzdem seien einige republikanische Senatoren besorgt nach einer «peinlichen Woche», schreiben die Washingtoner Polit-Insider von «The Hill». So seien einige der Meinung, Trump müsse vermehrt unzufriedene republikanisch Wählende ansprechen – insbesondere Frauen.
Vor Gericht hat Stormy Daniels ausführlich über ihre sexuelle Begegnung mit dem ehemaligen Präsidenten ausgesagt. Zum Beispiel auch, wie sie ihm mit einem zusammengerollten Magazin mit ihm auf der Titelseite den Hintern versohlen musste. Ihre Aussage hat ihre Beziehung erneut ins Rampenlicht gerückt und unterstreicht Trumps Probleme mit weiblichen Wählern. Eine Herausforderung, die einige republikanische Parlamentarier als sein grösstes Hindernis im Hinblick auf November sehen.
Verwiesen wird dabei auf die kürzlichen Vorwahlen im Bundesstaat Indiana. Trump gewann deutlich, doch Trump-Kritikerin Nikki Haley holte immerhin 21 Pozent der Stimmen. Ein Glanzresultat, wozu man ihr gratulieren könnte. Ausser, dass Haley schon seit Anfang März gar nicht mehr im Rennen ist und somit gar keinen Wahlkampf betrieben hat.
Frauen im Mittelpunkt
«Das sagt viel über die Notwendigkeit einer Engagement-Strategie aus», findet etwa Senator Thom Tillis aus North Carolina. Zwar werde Indiana überwiegend für Trump stimmen. «Aber ich denke, dass es den Republikanern guttun würde, das zu untersuchen und darauf einzugehen.»
Zwar seien wohl die meisten dieser 21 Prozent republikanische Stammwähler und würden nicht für Joe Biden stimmen. Aber sie könnten stattdessen überhaupt nicht wählen gehen – weshalb es «crazy» wäre, dem Problem keine Beachtung zu schenken.
Tillis’ Mahnung scheint durch Umfragewerte gestützt zu werden. Ein Fünftel bis ein Drittel der republikanischen Wählerschaft in einigen Bundesstaaten ist demnach von Trump enttäuscht. Derart enttäuscht, dass sie ihn nicht wählen wollen. Das gilt insbesondere für Frauen in Vorstädten und/oder mit Hochschulabschluss.
Affäre & Schweigegeld: brisant oder kalter Kaffee?
Senator Thom Tillis findet: Obwohl die ganze Affäre – inklusive Magazin-Klapse – längst zum Allgemeinwissen gehören, sei sie durch die Zeugenbefragung viel realer geworden. Er verweist darauf, dass die Trump-Anwälte einen weiteren Tag für ein Kreuzverhör von Stormy Daniels beantragt haben. Dies mache ja nur Sinn, wenn man glaube, dass es zuvor schlecht gelaufen sei.
Andere, wie der republikanische Fraktionsvorsitzende John Thune, glauben dagegen, die Vorwürfe seien allesamt wohlbekannt und darum kein Faktor. Ein anonym bleibender Senator differenziert: Viele religiöse Wähler – Katholiken und Evangelikale – würden vorgeben, die Vorwürfe nicht zu glauben. Gleichzeitig sei ihnen aber nicht wohl mit Trumps Verhalten.
Vor die Wahl gestellt würde aber dennoch die überwiegende Mehrheit Trump wählen: «Es ist ein binärer Entscheid. Es ist Biden oder Trump, und wie alle anderen wählen sie strategisch.»
Dem scheint allerdings Trumps eigene Einschätzung zu widersprechen, gemäss Zeugenaussage von Hope Hicks, der ehemaligen Kommunikationschefin im Weissen Haus. Trump selbst habe ihr gegenüber im Jahr 2018 zugegeben: Die Story um die Schweigegeldzahlung an Stormy Daniels hätte ihm zwei Jahre zuvor, im Wahlkampf 2016, geschadet.