Steinmeier fordert mehr Engagement gegen Antisemitismus
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat angesichts einer Zunahme antisemitischer Vorfälle in Deutschland ein stärkeres Engagement der Gesellschaft für den Schutz des jüdischen Lebens gefordert.

Das Wichtigste in Kürze
- Bundespräsident: Wegschauen darf keine Option sein.
«Wegschauen und weghören, nichts sagen und nichts tun, wenn jüdische Bürgerinnen und Bürger beleidigt, verhöhnt oder gewaltsam angegriffen werden ? das kann, das darf keine Option sein», sagte Steinmeier der Heidelberger «Rhein-Neckar-Zeitung» vom Samstag.
Der Kampf gegen Antisemitismus gehe jeden Einzelnen an, hob der Bundespräsident hervor. «Bürger unserer Demokratie zu sein, das heisst, sich jeder Form von Antisemitismus aktiv entgegenstellen, überall, wo es erforderlich ist.» Jeder Angriff, jede Herabwürdigung und erst recht jede Gewalttat gegen Juden sei «ein Angriff auf die Grundlagen unseres Zusammenlebens, auf unsere Demokratie und unsere offene Gesellschaft».
Steinmeier nannte es «ein grosses Glück für unser Land», dass sich jüdisches Leben wieder in so grosser Vielfalt entwickelt habe, dass jüdische Gemeinden wachsen würden, dass Religionslehrer ausgebildet, Rabbiner ordiniert und Synagogen restauriert und erweitert würden. Daraus erwachse aber auch eine besondere Verantwortung. «Der Staat und seine Institutionen haben die Pflicht, jüdisches Leben zu schützen. Das gilt immer und darf nicht mit Verweis auf die Zivilgesellschaft relativiert werden», betonte der Bundespräsident.
Steinmeier äusserte sich im Vorfeld des Festakts zum 40-jährigen Bestehen der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg, an dem er am Montag teilnimmt. Auch Vertreter der Bundesregierung haben sich wiederholt besorgt über die wachsende Zahl antisemitischer Übergriffe in Deutschland geäussert. Im Mai hatte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, mit einer Warnung vor dem öffentlichen Tragen der traditionellen jüdischen Kippa für Aufsehen gesorgt.