Trauer und offene Fragen nach Anschlag von Christchurch
Neuseeland trauert um die Opfer von Christchurch: Nach dem Anschlag auf zwei Moscheen haben Menschen heute Sonntag landesweit an die 50 Toten erinnert.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Australier tötete mindestens 50 bei einem Anschlag auf zwei Moscheen in Neuseeland.
- Per Crowdfunding wurden Millionen von Dollar gesammelt.
- In Australien und Neusseland erinnerten die Menschen heute Sonntag an die Opfer.
Während die Hinterbliebenen auf die Übergabe der Leichen warteten, um sie zu beerdigen, rückten mögliche Versäumnisse der Behörden in den Fokus. Der mutmassliche Täter, ein bekennender Rechtsextremist, wurde des Mordes beschuldigt. Der mutige Einsatz eines Moschee-Besuchers hatte offenbar verhindert, dass bei dem Anschlag am Freitag noch mehr Menschen getötet wurden.
Die Leichen der ersten Opfer sollten am Sonntag ihren Familien übergeben werden, sagte Premierministerin Jacinda Ardern. Angehörige warteten ungeduldig auf die Überstellung der sterblichen Überreste, die nach muslimischem Glauben eigentlich binnen 24 Stunden beerdigt werden müssen.
Grosse Welle der Solidarität
Der Anschlag löste im ganzen Land eine grosse Welle der Solidarität mit der muslimischen Minderheit aus. Menschen legten Blumen vor der Hauptmoschee in Christchurch nieder, andere spendeten per Crowdfunding Millionen von Dollar oder boten verängstigten Muslimen ihre Begleitung an.
In der «Papp-Kathedrale» von Christchurch, die nach dem schweren Erdbeben von 2011 errichtet worden war, wurde aus Solidarität mit der muslimischen Gemeinde eine Schweigeminute abgehalten. Im australischen Sydney wurde ein silberner Farn, das neuseeländische Nationalsymbol, auf das Opernhaus projiziert.
— givealittle (@givealittle) March 17, 2019
Der rechtsextreme Australier Brenton Tarrant hatte am Freitag zwei Moscheen in Christchurch gestürmt und das Feuer auf die Gläubigen eröffnet. Er tötete 50 Menschen und verletzte Dutzende weitere, bevor er festgenommen wurde. Seine Bluttat übertrug er live per Kamera im Internet.
Verschwörungstheorien und Hassschrift
Der Australier hatte seine Tat vorab in einer 74-seitigen Hassschrift mit rechtsextremen Verschwörungstheorien begründet. Die Hassschrift mailte er kurz vor dem Anschlag unter anderem an Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern und dutzende weiter Empfänger. Sie habe das «Manifest» neun Minuten vor dem Angriff erhalten, sagte die Regierungschefin am Sonntag. Der Text, der keine Ortsangabe oder Details zu der bevorstehenden Tat enthalten habe, sei innerhalb von zwei Minuten an die Sicherheitsbehörden weitergeleitet worden.
Der 28-Jährige wurde offiziell des Mordes beschuldigt, weitere Anklagepunkte dürften folgen. Die erste Gerichtsanhörung am Samstag verfolgte er weitgehend unbewegt, machte aber mit der Hand eine Geste, mit der sich weisse Extremisten in aller Welt zu erkennen geben.
Waffengesetze verschärfen
Tarrant handelte offenbar als Einzeltäter. Zwei am Freitag festgenommene Männer hätten keine direkte Verbindung zu dem Anschlag und dem Attentäter, sagte ein Polizeisprecher.
Tarrant hatte seine fünf Waffen legal erworben. In Neuseeland kann jeder Bürger über 16 Jahren einen Waffenschein erhalten, wenn er zuvor einen Sicherheitskurs durchlaufen hat. Die Premierministerin kündigte eine Verschärfung der laxen Waffengesetze an. Zudem soll untersucht werden, warum der Täter trotz seiner extremistischen Ansichten nicht im Visier der Behörden war.