Kreml-Kritiker Kara-Mursa wegen «Hochverrats» angeklagt
Der bekannte Kreml-Kritiker Wladimir Kara-Mursa ist wegen «Hochverrats» angeklagt worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Anwalt: Öffentliche Kritik stellt keine Bedrohung dar.
Dies teilte sein Anwalt Wadim Prochorow am Donnerstag laut russischen Nachrichtenagenturen mit. «Unser Mandant wurde angeklagt, nachdem er sich dreimal auf öffentlichen Veranstaltungen in Lissabon, Helsinki und Washington kritisch zu den russischen Behörden geäussert hatte», sagte Prochorow der Nachrichtenagentur Tass. «Diese Reden stellten keine Bedrohung dar, es war öffentliche, offene Kritik.»
Auf «Hochverrat» stehen 20 Jahre Haft. Kara-Mursa war im April wegen des Vorwurfs der Verbreitung von Falschinformationen über das russische Militär in Untersuchungshaft genommen worden. Das Parlament in Moskau hatte nach dem Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine ein Gesetz verabschiedet, das bis zu 15 Jahre Haft für die Verbreitung von «Falschnachrichten» über das Militär vorsieht.
Der ehemalige Journalist war ein Vertrauter des im Jahr 2015 nahe des Kreml ermordeten Oppositionspolitikers Boris Nemzow und steht auch dem russischen Regierungskritiker Michail Chodorkowski nahe.
Kara-Mursa gibt an, wegen seines politischen Engagements bereits zweimal Opfer von Giftanschlägen geworden zu sein. Der 41-Jährige gehört zu den wenigen noch in Russland lebenden prominenten Oppositionellen.