UN besorgt – mehr Angriffe des Islamischen Staats in Afghanistan
Die Taliban versuchen mit allen Mitteln ihre Macht zu verteidigen. Dabei bedroht der erstarkende IS, durch vermehrte Anschläge auf Städte, ihre Position.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Islamische Staat (IS) gewinnt Macht in weiteren Provinzen.
- Von den Taliban werden sie mit Methoden bekämpft, die die UN kritisieren.
- Die Anschläge des IS auf afghanische Städte häufen sich.
Die UN haben vor einer Erweiterung des Einflusses der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Afghanistan gewarnt. Die militant-islamistischen Taliban regieren seit Mitte August im Land. Sie hätten die Expansion des IS nicht eindämmen können. Das sagte die UN-Sondergesandte für Afghanistan dem UN-Sicherheitsrat am Mittwoch in New York.
Der IS sei einst auf wenige Provinzen und Kabul beschränkt gewesen. Er scheine nun in fast allen Provinzen präsent und zunehmend aktiv. Die Zahl der Angriffe, die der IS reklamierte, sei signifikant gestiegen. Im Jahr 2020 seien es 60 gewesen, in diesem Jahr bereits 334.
Der IS greife weiterhin Schiiten im Land an, sagte Lyons weiter. Das Vorgehen der Taliban gegen den IS sei besorgniserregend. Vor allem, da es sich stark auf aussergerichtliche Inhaftierungen und die Tötung mutmasslicher IS-Mitglieder zu stützen scheine. «Dieser Bereich verdient mehr Aufmerksamkeit von der internationalen Gemeinschaft.»
Schiitische Moscheen sind Zielscheibe
Die Taliban hatten nach Beginn des Abzugs der internationalen Nato-Truppen weite Teile Afghanistans erobert. Am 15. August zogen sie kampflos in die Hauptstadt Kabul ein und regieren seitdem. Armee und Polizei zerfielen, Vertreter der vorherigen Regierung flohen.
Die Taliban bekämpfen den IS seit seinem Auftauchen in Afghanistan Anfang 2015. Sie sehen sich mit zahlreichen Problemen konfrontiert, etwa für Sicherheit im Land zu sorgen. Der IS hatte in den vergangenen Wochen Anschläge mit vielen Toten verübt. Die Ziele waren unter anderem Moscheen in Städten wie Kundus und Kandahar sowie das Militärkrankenhaus in Kabul.