Wahlen Frankreich: Emmanuel Macron gegen Marine Le Pen & Co.
Frankreich wählt sein neues Staatsoberhaupt. Insgesamt dürfte es zwei Wahlgänge geben. Der amtierende Präsident Emmanuel Macron stellt sich der Wiederwahl.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute findet der erste Wahlgang der französischen Präsidentschaftswahlen statt.
- Zwischen den zwei Top-Favoriten Emmanuel Macron und Marine Le Pen wird es eng.
- Die Zwischenresultate werden am Abend erwartet, am 24. April ist der zweite Wahlgang.
Emmanuel Macron, der Präsident Frankreichs, hat eine turbulente Amtszeit hinter sich: Gelbwesten, Corona und jetzt einen Krieg in Europa. Er hat aber Lust auf mehr. Heute tritt Macron zur Wiederwahl an.
Frankreich hält den ersten Wahlgang der sogenannten «présidentielle» ab. In diesem werden die zwei Top-Favoriten aus der Menge gewählt, die dann zum zweiten Wahlgang zwei Wochen später antreten. Nau.ch liefert die Übersicht über die Kandidierenden und was die Folgen der Wahl sein könnten.
Links-Kandidat Mélenchon wohl Dritter
Wie vor fünf Jahren auch schon werden sich Emmanuel Macron und Marine Le Pen ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Gemäss einer der letzten Umfragen am Donnerstag hatte Macron einen kleinen Vorsprung auf die rechtsnationalistische Le Pen: 26 Prozent der Befragten hegten die Absicht, Macron zu wählen, während 24 Prozent ihren Zettel für Le Pen einwerfen wollten.
Die Linken in Frankreich bleiben wohl einmal mehr erfolglos. Jean-Luc Mélenchon, der Kandidat der «France insoumise», konnte 2017 nur 19,5 Prozent der Stimmen einholen; dieses Jahr wird sich das kaum ändern. Laut Umfragen erreicht er etwa 17 Prozent der Wählenden.
Auch sonst ist das linke Lager zu zersplittert, um echte Chancen zu haben. Es treten eine traditionelle Sozialdemokratin, ein Antikapitalist, zwei Kommunisten und ein Grüner an. Die anderen Kandidierenden der Rechten, die Republikanerin Valérie Pécresse und der rechtsextreme Éric Zemmour, dürften auch chancenlos bleiben.
Es könnte für Macron also gut aussehen: Während des zweiten Wahlgangs vor fünf Jahren wollte die Linke eine Präsidentin Le Pen unbedingt verhindern. Zwar hat die Tochter eines Holocaustleugners ihre Partei weitgehend reformiert – und ihren Vater ausgeschlossen. Ihre eigene Nichte Marion Maréchal unterstützt lieber Zemmour. Ob das aber reicht, um Moderate, die Macron nicht wirklich mögen, von sich zu überzeugen?
Важко уявити, що пережив викрадений російською армією мер Мелітополя. Тепер він на волі і ми почули його розповідь. Вона приголомшує. Я висловив йому та депутаткам Верховної Ради, що приїхали з ним, наше захоплення та підтримку. Пліч-о-пліч з Україною, рішуче й до кінця! pic.twitter.com/IDTdLBOfzL
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) April 1, 2022
Zudem profitiert der Ex-Bankier Macron vom Amtsinhabervorteil: Während unsicherer Zeiten, insbesondere während Kriegen, steigt das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Regierung. In der Politikwissenschaft spricht man auch von einem «Rally 'round the flag effect» (auf Deutsch der «Sich-um-die-Fahne-versammeln-Effekt»). Macron inszenierte sich in letzter Zeit oft als Vermittler des Westens zu Putin, als engagierter Friedensförderer.
Marine Le Pen: Klappt es beim dritten Mal?
Marine Le Pen kandidiert schon das dritte Mal in Folge für die Präsidentschaftswahl. Sollte es ihr dieses Jahr gelingen, in den Élysée-Palast einzuziehen, könnte sich auch für Europa einiges ändern.
Die stramm nationalistische Politikerin hat ihre Rhetorik über die Jahre gemildert, sie bleibt aber in erster Linie eine EU-Gegnerin. Das ist einer der grössten Unterschiede zwischen ihr und Macron, der sehr pro-europäisch auftritt.
Zudem ist ihr Standpunkt zu Russland und zu Wladimir Putin interessant. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs bleibt Le Pen mit Aussagen vorsichtig, zeigt sich mit Geflüchteten dennoch solidarisch. Sie ist gegen wirtschaftliche Sanktionen und will russisches Gas und Öl nicht verboten sehen.
So gesehen ist Le Pen eine Putin-Versteherin: Sie befürchtet, dass Russland und China aufgrund des Kriegs noch stärker zusammenarbeiten werden. Die Anwältin will dies um jeden Preis verhindern und kann sich deswegen vorstellen, eine Art Sicherheitsallianz mit Russland zu schmieden.
Erste Zwischenresultate des ersten Wahlgangs werden nach 20 Uhr am Sonntagabend veröffentlicht. Am Mittwoch werden die definitiven Ergebnisse von einem Verfassungsrat bestätigt: Am Sonntag, 24. April, erfolgt schliesslich der zweite und letzte Wahlgang.