Andrea Gmür-Schönenberger (Mitte Luzern): Ja zur BVG-Reform
Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger (Mitte) setzt sich für ein Ja zur BVG-Reform ein und hat dabei Menschen mit tiefen Einkommen im Blick. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 22. September 2024 stimmt die Schweiz zur BVG-Reform ab.
- Andrea Gmür-Schönenberger (Mitte) äussert sich zur BVG-Vorlage.
- Arbeitnehmer mit tiefen Einkommen würden dadurch eine anständige Pensionskasse erhalten.
Nach einem parlamentarischen Hin und Her kommt die längst fällige Modernisierung der beruflichen Vorsorge im September zur Abstimmung. Zu den wichtigsten Beschlüssen: Der Umwandlungssatz wird von 6,8 Prozent auf 6 Prozent gesenkt.
Für die 15 Jahrgänge vor der Pensionierung gibt es fünfjährig abgestufte Rentenzuschläge zwischen 1200 Franken und 2400 Franken, damit die Kürzung des Umwandlungssatzes aufgefangen werden kann.
Profitieren von der BVG-Revision werden in erster Linie Frauen. Sie sind nämlich häufig Teilzeit- und Mehrfachbeschäftigte, die zudem oft im tieferen Lohnbereich arbeiten. Mit dem Koordinationsabzug, der neu 20 Prozent des AHV-Lohnes entspricht und der auf 19'845 Franken gesenkten BVG-Eintrittsschwelle werden künftig auch tiefere Löhne versichert sein.
Tiefe Einkommen erhalten anständige Pensionskasse
Ich hätte mir zwar eine noch tiefere Eintrittsschwelle gewünscht, doch einigten wir uns schlussendlich zwischen National- und Ständerat auf diesen Kompromiss. So werden neu 70'000 Personen zusätzlich über eine zweite Säule und damit über eine bessere Altersvorsorge verfügen.
Tiefe Einkommen erhalten so endlich eine anständige Pensionskasse. Dass die Reform für Mehrfachbeschäftigte, tiefe Einkommen und Teilzeitarbeit etwas bringt, zeigt auch das Ja des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes (SBLV).
Die finanzielle Mehrbelastung ist überdies für die Arbeitgeber verkraftbar, die sich teils vehement gegen die Reform wehren. Ich appelliere da an ihre patronale Verantwortung, ein Ja in die Urne zu legen.
Durch die Verringerung der Sparbeiträge, auf 9 Prozent bis 44 Jahre und 14 Prozent ab 45 Jahren, werden zu guter Letzt auch ältere Arbeitnehmende attraktiver auf dem Stellenmarkt, weil die BVG-Beiträge der Arbeitgeber in Zukunft weniger hoch sein werden.
Für viele Menschen ändert sich nichts
Bei den jetzigen Rentnerinnen und Rentnern ändert sich mit der Revision rein gar nichts. Ebenso wenig davon betroffen sind all’ die Leute, die im sogenannt überobligatorischen Bereich versichert sind und deren Umwandlungssatz bereits heute meist unter 6 Prozent liegt. Es ist wichtig zu wissen, dass sich die Reform einzig auf das gesetzliche Minimum der beruflichen Vorsorge bezieht.
Im Abstimmungskampf zur letztjährigen AHV-Reform haben wir versprochen, im Gegenzug zur Erhöhung des Frauenrentenalters die Löhne in der zweiten Säule besser zu versichern. Das tun wir mit der vorliegenden BVG-Reform. Ich bitte Sie, ein klares Ja einzulegen.
Zur Autorin: Andrea Gmür-Schönenberger (*1964) ist seit 2019 Ständerätin. Sie ist verheiratet und lebt in Luzern.