Bern: Mehr Teilhabe von Menschen mit Behinderung!
Sarah Rubin schreibt im Gastbeitrag zu drei Vorstössen von GB/Ja! und Juso, die Menschen mit Behinderung in der Stadt Bern mehr Teilhabe ermöglichen sollen.
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Das Wichtigste in Kürze
- Viele Menschen sind im Laufe ihres Lebens von einer Behinderung betroffen.
- Für die Betroffenen gibt es viele Barrieren im Alltag.
- Vorstösse von GB/Ja! sollen die Teilhabe von Menschen mit Behinderung in Bern verbessern.
Bis zu einem Viertel der Bevölkerung ist im Laufe ihres Lebens von Behinderungen betroffen.
Die UNO stellt der Schweiz aber kein gutes Zeugnis aus, wenn es um Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen geht.
Diese Menschen sind auf den ersten Blick oft nicht sichtbar: Zum Beispiel sieht man von aussen nicht, ob jemand von einer psychischen Behinderungen oder von Neurodivergenz (zum Beispiel ADHS, Autismus) betroffen ist.
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Für die Betroffenen gibt es viele Barrieren im Alltag. Die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen ist eine Aufgabe, die heute noch oft vergessen geht – auch in der Stadt Bern.
Auf der Website Diversität in Zahlen — Stadt Bern wird aufgezeigt, wie es solchen Menschen in der Stadt Bern heute geht.
Mit diesen Themen setzt sich in Bern die Fachstelle für Gleichstellung von Menschen mit Behinderung auseinander.
Diese Fachstelle hat sehr viele Aufgaben, zum Beispiel berät sie die Stadtverwaltung bei Bauprojekten und bei digitalen Auftritten. Meistens geht es darum, wie Barrieren für Menschen mit Behinderung vermieden und abgebaut werden können.
Es gibt aber noch viele wichtige Themen, die die Fachstelle nicht bearbeiten kann, weil sie zu wenig Ressourcen zur Verfügung hat.
Grüne fordern Budgetaufstockung
Der Gemeinderat ist zwar damit einverstanden, dass die Arbeit der Fachstelle sehr wichtig wäre, aber mit knappen Mitteln nicht zufriedenstellend getätigt werden kann.
Aber trotzdem wurde bis jetzt keine Budgetaufstockung mehrheitsfähig (die Fraktion GB/JA! hat das in den letzten beiden Jahren beantragt). Zum Beispiel wäre es wichtig, dass die Fachstelle auch Öffentlichkeitsarbeit leisten kann.
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So könnte sie dazu beitragen, dass die Bevölkerung für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen sensibilisiert werden kann.
Ein weiterer wichtiger Bereich, der durch die Fachstelle im Moment nicht abgedeckt werden kann, ist die Schule.
Vorstösse werden voraussichtlich im März behandelt
Nun fordern drei Vorstösse von GB/JA! und JUSO im Stadtrat, dass Menschen mit Behinderung auf städtischer Ebene mehr Gehör und Teilhabe erfahren können: Es wird ein Aktionsplan und genug Ressourcen für die Fachstelle gefordert, sodass alle Bereiche genügend abgedeckt werden können.
Zudem soll es neu eine Kommission geben, in der Menschen mit Behinderung Einsitz haben und den Gemeinderat bezüglich ihrer Bedürfnisse beraten können. Schliesslich soll sich die Stadt Bern stärker an den Aktionstagen Behindertenrechte engagieren (Zukunft Inklusion – Aktionstage Behindertenrechte).
Der Gemeinderat findet die Forderungen zwar sehr gut, möchte aber kein Geld dafür ausgeben. Die Vorstösse werden voraussichtlich im März im Stadtrat behandelt.
Es besteht immerhin Hoffnung: Der Gemeinderat und auch der Stadtrat sind seit diesem Jahr neu zusammengesetzt.
Vielleicht finden die Anliegen von Menschen mit Behinderung so diesmal mehr Gehör.
Und auch auf nationaler Ebene tut sich etwas: Im Herbst 2024 wurde die sogenannte Inklusionsinitiative eingereicht, welche ebenfalls die Gleichstellung, Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung fordert.
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Zur Autorin: Sarah Rubin ist seit 2019 Stadträtin für das Grüne Bündnis der Stadt Bern. Von Beruf ist Rubin Heil- und Sozialpädagogin.