Kanton Schwyz: SP-Fraktion bei Leinenpflicht hin- und hergerissen

Miguel Pereiro
Miguel Pereiro

Schwyz,

Der Schwyzer Kantonsrat berät eine Lockerung der Hundeleinenpflicht. Die SP ist gespalten, zeigt ein Doppelinterview mit Bianca Bamert und Peter Nötzli.

SP Schwyz Leinenpflicht Hunde
Bianca Bamert (l.) und Peter Nötzli sitzen für die SP im Kantonsrat Schwyz. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Leinenpflicht spaltet im Kanton Schwyz die Gemüter – so auch in der SP-Fraktion.
  • Kantonsrätin Bianca Bamert will keine Lockerung, erklärt sie im Nau.ch-Interview.
  • Parteikollege Peter Nötzli hingegen argumentiert für eine Lockerung des Gesetzes.

Der Schwyzer Kantonsrat wird sich zum wiederholten Male mit der Lockerung der Leinenpflicht für Hunde beschäftigen. Das Anliegen wurde bisher immer abgelehnt, die Meinungen hierzu sind aber gespalten. Exemplarisch zeigt sich dies etwa auch in der SP-Fraktion, von der eine knappe Mehrheit die Motion ablehnt.

Deshalb äussern sich im Interview zwei Personen der Sozialdemokraten: Bianca Bamert sieht eine Lockerung skeptisch, Peter Nötzli hingegen würde diese begrüssen.

Nau.ch: Wie stehen Sie zu einer Lockerung der Leinenpflicht für Hunde im Kanton Schwyz?

Bianca Bamert: Ich stehe einer Lockerung der Leinenpflicht im Kanton Schwyz skeptisch gegenüber.

Peter Nötzli: Ich befürworte eine Lockerung der heute geltenden generellen Leinenpflicht. Dafür sprechen einerseits sachliche Gründe, wie etwa die artgerechte Tierhaltung, das Funktionieren in anderen Kantonen oder dass das bestehende Gesetz ein Papiertiger ist, das de facto nicht umgesetzt wird. Zudem verlangt die aktuelle Forderung nicht, die Leinenpflicht als Ganzes abzuschaffen, sondern lediglich in einem Teilbereich zu lockern. Selbst wenn diese Anpassungen kommen sollten, wäre es immer noch eines der härtesten Hundehalte-Gesetze aller Kantone.

Hund an der Leine
Hund an der Leine. (Symbolbild) - Pixabay

Nau.ch: In welchen Bereichen würden Sie eine Lockerung als sinnvoll erachten?

Nötzli: Insbesondere dann, wenn Hundebesitzer sich auf Wegen mit grosser Weitsicht befinden. Dann sieht man bereits auf Distanz, wenn sich Personen nähern und kann dann entsprechend seinen Hund frühzeitig an die Leine nehmen. Es gehört hierzu zum Anstand eines jeden Hundebesitzers, Hunde beim Kontakt mit anderen Personen abzurufen, bei sich zu halten und gegebenenfalls an die Leine zu nehmen.

Bamert: Wenn im Umkreis von mehreren Hundert Metern keine anderen Menschen – und auch keine anderen Tiere – sind, würde ein frei laufender Hund wohl wenig Gefahr mit sich bringen. Jedoch wäre eine Vorgabe wie diese in der Praxis schwierig umzusetzen. Deshalb sehe ich in der aktuellen Situation – kein Verbot von als potenziell gefährlich einzustufenden Hunderassen, keine obligatorischen Halterkurse – in der Lockerung der Leinenpflicht eine Verschlechterung der Sicherheit und Gesundheit der Schwyzer Bevölkerung.

bern wild hund
Ein Hund spaziert angeleint durch den Wald. (Symbolbild) - Christophe Gateau/dpa

Nau.ch: Stimmen Sie Herrn Roland Müller (Motionär) zu, dass es «keinerlei Anlass zur Besorgnis im Zusammenhang mit frei laufenden Hunden gebe»?

Bamert: Nein. Zwar gibt es sehr viele Hundehalterinnen und Hundehalter, die ihre Hunde sorgfältig erziehen und auch bestens im Griff haben. Aber nicht alle. Und die wenigen genügen leider, dass die Sicherheit und Gesundheit von Erwachsenen und vor allem Kindern gefährdet ist.

Nötzil: Zumindest sehe ich keine Verschlechterung gegenüber heute. So kennen die Besitzer ihre Hunde am besten und sollten einschätzen können, wann sie ihre Tiere an die Leine nehmen müssen. Zudem kann bei Problemhunden mit weiteren Massnahmen wie zum Beispiel Maulkörben, speziellen Trainings oft effektiver und gezielter gearbeitet werden, dies wird bereits heute so gemacht. Mit einem Gesetz alle Hunde an die Leine zu zwingen, auch jene, die sich zu benehmen wissen, empfinde ich als schräg und widerspricht meinem Verständnis eines liberalen Staates.

Soll die Leinenpflicht im Kanton Schwyz gelockert werden?

Zudem haben verschiedene Probleme, die man auf Hunde projiziert, nichts mit der Leinenhaltung zu tun. So behauptet der Regierungsrat in der Antwort auf die Motion, dass mehr Kot liegen gelassen würde, wenn man die Leinenpflicht abschafft. Das ist eine faktenfreie Unterstellung an alle anständigen Hundebesitzer. Auch das Problem mit problematischen Hunderassen oder Einzeltieren lässt sich nicht mit einer generellen Leinenpflicht beheben. Hierzu braucht es griffige Gesetze, die das Einschreiten des Kantonstierarztes ermöglichen.

Zu den Personen: Bianca Bamert (*1978) ist Kantonsrätin und Mitglied der Staats- und Wirtschaftskommission, beruflich als Organisationsberaterin tätig und wohnt in Freienbach.

Peter Nötzli (31) ist Kantonsrat für die SP Wollerau, arbeitet als Teamleiter Gebäudetechnikplanung und ist zusammen mit seiner Frau Besitzer eines 3-jährigen Labrador Retrievers, mit dem sie wöchentlich die Hundeschule besuchen.

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Kommentare

User #3742 (nicht angemeldet)

1 den Kanton für Hundespaziergänge meiden, 2 halte ich mich sowieso nie an Sesselfurzer Regeln.

User #5368 (nicht angemeldet)

Grinsen tun sie und machen unser Leben teuer

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