Meyer (GLP Zug): Die Biodiversität braucht keinen Zweihänder
David Meyer, Zuger GLP-Fraktionschef, äussert sich zur Biodiversitätsinitiative. Ihn stört an der Initiative die Fokussierung auf Landflächen. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 22. September 2024 stimmt die Schweiz zur Biodiversitätsinitiative ab.
- GLP-Gemeinderat David Meyer spricht sich für ein Nein zur Initiative aus.
- Die Initiative würde vielen Themen rund um Biodiversität durch ihre Einseitigkeit schaden.
Die Biodiversitätsinitiative, sie greift so richtig durch, die schlägt zu, sichert Landflächen und das nicht knapp. Endlich ein Rundumschlag mit einem Zweihänder für mehr Biodiversität. Aber braucht es diesen Rundumschlag denn? Ein genauerer Blick zeigt uns: das Anliegen Biodiversität ist nicht neu sondern seit Jahrzehnten unterwegs.
In den 80er Jahren war der Tiefpunkt bezüglich Biodiversität erreicht, seither geht es wieder aufwärts. Deshalb wurde schon im letzten Jahrhundert das Gewässerschutzgesetz für mehr Biodiversität angepasst, danach das Waldgesetz, ebenfalls das Raumplanungsgesetz, wie auch die Bauordnungen und das Landwirtschaftsgesetz, zum Beispiel mit Magerwiesen von IP bis Bio und unzähligen Bundesprogrammen für Tiere und Pflanzen.
Initiative fokussiert sich auf Landflächen
Wiederansiedelungen wie der Biber oder Bartgeier zeugen davon, der Wolf oder der Waldrapp, und bei den Pflanzen Pro Spezies Rara, Auenwälder und Hochstammbäume. Von Wasser bis Wald, auf all diesen Themenebenen ist viel am tun, aber es braucht Zeit. Ein Mischwald wächst nicht über Nacht, eine Fluss wie die Aare oder Rhone zu renaturieren geht nur in Etappen.
Die Initiative fokussiert nun mit viel Bundesgeldern genau auf nur EIN Thema: Landflächen. Dadurch schnürt sie all den anderen Bereichen wie Wald und Wasser die Luft ab. Ja, sie saugt allen anderen Bereichen der Biodiversität die Ressourcen weg. Mit ihrer Einseitigkeit schadet sie der Biodiversität mehr als sie nützt.
Biodiversität zeichnet sich eben durch ihre Vielschichtigkeit aus, durch ihre gegenseitigen Einflüsse von Bäumen, Insekten, Moorlandschaften und Wasserläufen. Die Initiative ist zu stur aufgesetzt, die Biodiversität funktioniert komplett anders als die Initiative suggeriert.
Beispielsweise ist die mit Abstand grösste Biodiversität in der Schweiz entlang unserer Bäche, Flüssen und Seen, also an den Schnittstellen zwischen Wasser und Land. Deshalb bringt es nicht viel, wenn man nun ganze Felder für die Biodiversität blockiert, nur um die Quote der Initiative zu erreichen. Wichtig wären Böschungen, Schwemmland und unwirtliches Terrain, also Gelände, das für die Landwirtschaft oder das Wohnen heute schon nicht geeignet ist.
Bestehende Biodiversitätsmassnahmen weiterhin umsetzen
Diese Gebiete sind oftmals bereits geschützt oder besonders freigehalten. Wenn wir mehr Biodiversität möchten, ist es viel zielgerichteter, solche Habitate aufzuwerten statt flächendeckende Käseglocken über Weiden und Dörfer zu stülpen, wie die Initiative dies erzwingen will.
Wenn man für die Biodiversität etwas Gutes tun will, sollte man die seit Jahren bereits laufenden Umsetzungen auf allen Themengebieten, von Wasser bis Wald, weiterführen und stärken und auf den Zweihänder der Flächenquote verzichten. Deshalb kann man diese Initiative mit gutem Gewissen ablehnen.
Zum Autor: David Meyer (*1970) ist GLP-Gemeinderat und seit 2021 Fraktionschef im Grossen Gemeinderat Zug. Der Ingenieur ETH lebt in Oberwil bei Zug.