SVP Stadt Zürich: Wer wird die Nachfolge von Camille Lothe antreten?
Kaum hat Camille Lothe ihren Rücktritt aus der Stadtzürcher SVP verkündet, dreht sich das Kandidatenkarussell: Vizepräsident Iten bringt sich in Stellung.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Stadtzürcher SVP-Parteipräsidentin Camille Lothe tritt per 25. Mai 2024 zurück.
- Unklar ist, wer die Nachfolge antreten wird: Vize-Präsident Iten bringt sich in Stellung.
- Stadtparlamentsfraktionspräsident Balsiger sieht zahlreiche qualifizierte Kandidaten.
Am 25. Mai 2024 ist Schluss: Die Stadtzürcher SVP-Parteipräsidentin Camille Lothe wird an der Generalversammlung ihr Amt zur Verfügung stellen.
Gegenüber SRF erklärt die 30-Jährige nun, der Schritt bedeute keineswegs, dass sie die Freude an der politischen Arbeit verloren habe: «Ich wäre gerne länger geblieben, aber meiner politischen Arbeit kam meine journalistische Arbeit in die Quere.»
Nachfolgeregelung bei SVP noch unklar
Wer die Nachfolge von Camille Lothe im Parteipräsidium der Stadtzürcher SVP antreten wird, ist noch unklar. Der aktuelle Vize-Präsident Stephan Iten erklärt gegenüber SRF, dass er sich eine Kandidatur durchaus vorstellen könne: «Die Findungskommission muss entscheiden, ob ich die geeignete Person bin. Als erster Vize-Parteipräsident muss ich damit rechnen, dass es in dieser Richtung weiter gehen könnte.»
Fraktionspräsident Samuel Balsiger wird seinen Hut nicht in den Ring werfen, erklärt er gegenüber SRF: «Grundvoraussetzung ist, dass die Person kann und will – da haben wir genügend Leute, die diese Voraussetzung erfüllen.»
Camille Lothe selbst wünscht sich für ihre Nachfolge eine Person, die das zeitintensive Amt «mit 110 Prozent Engagement» weiterführen könne. Nach ihrem Rücktritt wird die Journalistin nicht mehr politisch aktiv sein – eine künftige Politik-Rückkehr will sie aber nicht ausschliessen.
Zielkonflikt wegen Journalismus
Neben der ehrenamtlichen Tätigkeit als Parteipräsidentin arbeitet Lothe als Journalistin für den «Nebelspalter» – in einem 100-Prozent-Pensum. Künftig werde sie in der Redaktion eine Leitungsposition übernehmen, weshalb der Zielkonflikt zwischen Politik und Journalismus zu gross geworden sei.
«Oft erfahre ich als Parteipräsidentin Informationen, die ich auch gerne journalistisch benutzen würde. Das wäre weder den Lesern, noch den Wählern gegenüber fair», erklärt die Zürcherin.
Überdies sei das Parteipräsidium ein äusserst zeitintensives Amt, erklärt Lothe: «Gerade hinsichtlich der nächsten Wahlen wäre es Partei und Wählern gegenüber nicht gerecht, wenn ich nur 90 Prozent geben könnte.»
Für SVP atypisch? Frau, eingebürgert, Akademikerin
Mit Camille Lothe tritt eine erfrischend atypische SVP-Lokalparteipräsidentin zurück: Die 30-Jährige ist Akademikerin und eine eingebürgerte Frau – ihre Familie stammt aus dem französischen Elsass. Überdies hatte Lothe auch als Parteipräsidentin kein politisches Mandat inne. Trotzdem habe sie sich seit dem ersten Tag bestens integriert gefühlt, so Lothe. «Vertreter linker Parteien hatten mehr Mühe mit mir.»
Das «typische SVP-Bashing» sei nämlich auf alte, weisse Männer ausgelegt – «das funktioniert bei mir nicht!» Als Frau mit ausländischen Wurzeln könne ihr niemand was zur Einbürgerungspraxis erzählen, oder zum Thema Sicherheit im öffentlichen Raum.
Dies bestätigen auch ihre Parteikollegen, denen Camille Lothe in positiver Erinnerung bleiben wird: «Als junge akademische Frau, die eingebürgert ist, hat sie ein anderes Bild abgegeben, als man von der SVP gewohnt ist.» Die Zusammenarbeit zwischen Lothe und der Stadtparlamentsfraktion habe stets reibungslos funktioniert, erklärt SVP-Fraktionspräsident Balsiger.