Selbstkritische Basketballer haken Auftakt-Pleite ab
Die deutschen Olympia-Basketballer ärgern sich über eine unnötige Niederlage zum Auftakt gegen Italien. Das Weiterkommen in Tokio ist zwar in Gefahr, die Motivation für Siege bleibt aber hoch.
Das Wichtigste in Kürze
- Seine Enttäuschung über den total vermeidbaren Olympia-Fehlstart wollte Maodo Lo gar nicht verstecken.
«Wir waren in einer Position, das Spiel zu gewinnen. Deswegen ist es jetzt wirklich sehr frustrierend», sagte der Basketball-Nationalspieler nach dem 82:92 (43:46) gegen Italien.
Lange sah es in Saitama nördlich von Tokio nach einem perfekten Start in das erste olympische Turnier für die deutsche Auswahl seit 13 Jahren aus. In den letzten Minuten fehlte nach zeitweise klarer Überlegenheit und langer Führung aber die Coolness. «Das lag an uns. Das war ein Spiel, das wir hätten gewinnen sollen», sagte Topscorer Lo (24 Punkte) von Alba Berlin.
Die Mannschaft von Bundestrainer Henrik Rödl ist nun bereits unter Zugzwang, um es ins Viertelfinale zu schaffen. «Unsere Chancen sind noch da und wir werden alles versuchen», sagte Rödl mit Blick auf das zweite Gruppenspiel am Mittwoch (03.00 Uhr/MESZ) gegen Nigeria. «Wir müssen uns neu sammeln und unsere Stärken finden, um gegen sie zu bestehen», sagte der Chefcoach. In der Vierer-Vorrundengruppe B geht es anschliessend am Samstag noch gegen Australien. Der WM-Vierte setzte sich zum Auftakt mit wenig Mühe 84:67 gegen Nigeria durch.
Ein Sieg muss her
Eines dieser beiden Spiele muss fürs Weiterkommen mindestens gewonnen werden. Die beiden besten Teams der Gruppe ziehen sicher in die Runde der letzten Acht ein, zudem kommen zwei der drei Drittplatzierten in die erste K.o.-Runde. Bei ihrer zuvor letzten Olympia-Teilnahme war das Team des Deutschen Basketball Bundes um Superstar Dirk Nowitzki 2008 in Peking in der Vorrunde gescheitert. «Heute ist es erstmal ein Rückschlag, aber wir können daraus definitiv Motivation für die nächsten Spiele ziehen», sagte Alba-Profi Johannes Thiemann.
Lo und Co. beeindruckten in der riesigen Saitama Super Arena, die eigentlich mehr als 16.000 Zuschauern Platz bietet, aber wegen der Corona-Beschränkungen fast leer blieb, mit viel offensiver Energie. Die überragende Trefferquote aus der Distanz mit sieben von zehn erfolgreichen Dreipunktewürfen zu Beginn konnte jedoch nicht lange durchgehalten werden. Italien wirkte anfangs ziemlich überrascht von der hohen deutschen Energie und hatte grosse Mühe mit einer sehr ausgeglichenen Mannschaft. Erst in den Schlussminuten drehten die ehemaligen Bundesliga-Profis Nicolo Melli (Bamberg) und Simone Fontecchio (Berlin) die Begegnung und sorgten für klare Verhältnisse.
Phase der Schwäche
«Wir müssen jetzt gegen Nigeria das für 40 Minuten machen, was wir heute nur 36 Minuten geschafft haben», forderte Lo. Die kurze Phase der Schwäche reichte auf dem hohen Niveau schon aus, um einen Sieg zu verhindern. Trotz mehrfacher Führung von zehn Punkten und mehr. «Wenn man die Chance hat, ein Spiel bei Olympia zu gewinnen, muss man mit sehr hohem Fokus, Struktur und Konzentration arbeiten. Man muss das Spiel besser zu Ende bringen, das ist uns nicht gelungen», sagte Lo.
Dass die Basketballer überhaupt in Tokio dabei sind, ist schon ein grosser Erfolg, immerhin gelang das 2012 weder in London noch 2016 in Rio de Janeiro. Angesichts des Fehlens der Leistungsträger Dennis Schröder, Maximilian Kleber und Daniel Theis aus der NBA bei der Olympia-Mission war die Qualifikation auf den letzten Drücker Anfang des Monats in Kroatien bemerkenswert. Nur dabei zu sein, ist dem ehrgeizigen Team aber weiter nicht genug. «Es ist cool, hier zu sein, aber es macht keinen Spass, Spiele zu verlieren», sagte Thiemann.