Lehrer Matthias Koenig: Mit Ski und Schirm auf 7000 Meter
Der Gleitschirm und die Skis sind auf über 7000 Meter über Meer mit dabei. Im Nau.ch-Gespräch spricht Matthias Koenig über seine grosse Leidenschaft.
Das Wichtigste in Kürze
- Matthias Koenig fährt mit seinen Skiern das Matterhorn runter.
- Den Gleitschirm nimmt er auf über 7000 Meter über Meer mit.
- Der Oberstufenlehrer aus Marly FR mag das Extreme.
- Im Nau-Gespräch schildert er seine Leidenschaft, aber auch die Angst vor dem Tod.
Matthias Koenig liebt das Aussergewöhnliche und Extreme: zum Beispiel mit Skiern das Matterhorn runterfahren. Oder bei Vollmond mit dem Gleitschirm von Bergen, die durchaus 7000 Meter hoch sind, fliegen.
Der 34-jährige Berner ist nicht etwa ein Stuntman oder ein Red Bull-Extremsportler, sondern ein ganz normaler Oberstufenlehrer aus Marly FR. Koenig wagt so einiges in den Bergen, wovon andere nur träumen können.
Er selbst nennt sich Allrounder, der gerne Expeditionen in Ländern wie Pakistan oder Kirgistan durchführt. Und seine Skier in 50°-Steilhängen testet. Steilwandskifahren sei seine Spezialität, erklärt er im Nau.ch-Gespräch.
Nur wenige nehmen ihre Skier auf die ganz hohen Berge dieser Welt mit. Für Matthias Koenig jedoch besteht der Reiz darin, möglichst alle Berge mit den Skiern zu bezwingen.
Koenig schreckt auch nicht vor den mächtigen Achttausendern im Himalaya-Gebirge zurück. Vor drei Jahren bezwang er den Dhaulagiri (8197m) in Nepal, den siebthöchsten Berg der Welt.
Die Skier kamen aber nur bis 7500 m mit. Das eigentliche Ziel, die erste Skibefahrung vom Gipfel, muss deshalb weiterhin warten. Am Laila Peak in Pakistan (6069m) gelang ihm 2016 die zweite Erstabfahrt.
«Hinunterlaufen ist nicht mein Ding»
Wenn seine Skier nicht dabei sind, darf sicher der Gleitschirm nicht fehlen. Er passt in einen normalen Tagesrucksack. Praktisch und leicht, dafür hat es keinen Platz für den Notschirm, so Koenig. Er fliege aber nur, wenn die Wetterbedingungen perfekt seien.
So startete er beispielsweise schon etliche Male von Gipfeln wie Mont Blanc (4808m), Monte Rosa (4634m) oder Mönch (4107m). «Wenn andere mehr als einen Tag für den Abstieg benötigen, brauche ich mit dem Gleitschirm je nachdem nur 30 Minuten.»
Aufgewachsen ist Matthias Koenig in Biel BE. Erste Erfahrungen in den Bergen machte er bereits als Vierjähriger, als ihn seine Tante auf erste 3000er mitnahm. Bei Koenig wurde als Kind ADHS diagnostiziert.
Seine überschüssige Energie baute er bereits als Kind in den Bergen ab. Mit dreizehn Jahren rannte er das erste Mal alleine auf den Chasseral, noch im Dunkel der Nacht.
«Hier möchte ich nicht sterben»
Auf die Frage, ob er Angst vor dem Tod in den Bergen habe, antwortet er: «Ich denke nicht dauernd daran. Aber es ist mir auch schon passiert, dass ich zu mir sagte: ‘Jetzt habe ich Angst, hier möchte ich nicht sterben.’»
«Einmal merkte ich, dass ich mitten im Steilhang mit meinen Skiern auf einer glatten Felsplatte stand. Diese war nur mit einer dünnen Schicht Schnee bedeckt.» In solchen Situationen sei er im Nachhinein immer froh, wenn alles gut gehe.
Im Gegensatz zu seinen Bergkameraden hat Koenig noch keinen engeren Freund in den Bergen verloren. Ein Erlebnis im Zusammenhang mit dem Tod beschäftigt ihn aber noch heute.
«Einmal fand ich einen Toten in Kirgistan, das war nicht schön. Der Mann war seit fünf Jahren vermisst worden. Ich fand ihn, weil das geschmolzene Eis ihn wieder zum Vorschein gebracht hatte. Ich half damals mit, ihn zu bergen.»
Kein Rampenlicht
Er sei nicht für das Rampenlicht gemacht, meint er. «Mein Ziel ist es nicht, bekannt zu werden.» Prestige-Berge wie der Everest reizen ihn weniger, sagt er weiter. Ihn würden viel mehr unberührte, wilde Gegenden faszinieren.
Gebirge, wo noch kein Abfall liegen, wo keine Sicherungshaken im Fels stecken würden. Und wo noch keiner vorher Ski gefahren habe.
Er träumt bereits wieder von grossen, einsamen Bergen in fernen Ländern. Obwohl dies momentan, in Zeiten von Corona, nicht sehr greifbar scheint.