In der Bundesliga wird seit dem Wochenende wieder gespielt. Für Bochum-Geschäftsführer Ilja Kaenzig unterstreicht das den gesellschaftlichen Wert des Fussballs.
Ilja Kaenzig Bundesliga Coronavirus
Trotz Coronavirus startet die Bundesliga wieder – Ilja Kaenzig, Geschäftsführer von VfL Bochum, findet das positiv. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die 1. und 2. deutsche Bundesliga legten am Wochenende wieder los.
  • Auf manchen Plätzen gab es Verstösse gegen die Hygiene-Vorschriften.
  • Ilja Kaenzig, Geschäftsführer des VfL Bochum, findet den Neustart wichtig und richtig.
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Vor leeren Tribünen und mit strengen Hygiene-Vorschriften ist der deutsche Fussball am Wochenende wieder gestartet. In Berlin gingen die Regeln kurz vergessen, in Dresden herrscht Quarantäne.

Ilja Kaenzig, Geschäftsführer des Zweitligisten VfL Bochum, erklärt gegenüber Nau.ch, warum das Konzept dennoch funktioniert – und wie wichtig der Neustart der Bundesliga ist.

Nau.ch: Ilja Kaenzig, glauben Sie an Geister?

Ilja Kaenzig: In der neuen Normalität heisst dies korrekt «Spiele ohne Zuschauer». Und die sind erstmal Fakt, ob uns das gefällt oder nicht. Überhaupt zu spielen ist wichtig für den Erhalt des Profifussballs.

Wir alle hoffen, dass dies kein Dauerzustand bleibt, denn Fussball ist ein Spiel fürs Volk. Für die Menschen, die ihre Emotionen wie Liebe und Stolz irgendwann wieder im Stadion ausleben werden.

2. Bundesliga Bochum Heidenheim
Der VfL Bochum jubelt über den Sieg gegen den FC Heidenheim in der 2. deutschen Bundesliga. - keystone

Nau.ch: Heidenheim wurde gleich mit 3:0 bezwungen. Haben Sie damit gerechnet?

Ilja Kaenzig: Keiner weiss so richtig, wo er steht nach einer Pause von fast zwei Monaten. Dass wir dann eine der besten Saison-Leistungen zeigten, ist natürlich wichtig für die nächsten Spiele. Trainer und Spieler haben den Re-Start perfekt vorbereitet.

Zu Hause spielen zu können war vielleicht zudem ein kleiner Vorteil, weil alles noch ungewohnt war. Und für die Gastmannschaft halt noch ungewohnter.

«Das war schon sehr speziell»

Nau.ch: Wie haben Sie das leere Stadion und die strengen Richtlinien erlebt?

Ilja Kaenzig: Das Hygiene-Konzept der Bundesliga funktioniert. Es ist äusserst komplex und wird von den Clubs mit grösstem Aufwand bis ins kleinste Detail umgesetzt. Ob Funktionäre, Spieler oder Medienschaffende – es haben sich alle daran gehalten.

Maske tragen, Abstand halten, keine Interaktion zwischen den einzelnen Hygiene-Zonen. Die Aufteilung der Mannschaft auf mehrere Kabinen und so weiter – das war schon sehr speziell. Aber sobald es losging, lag der Fokus auf dem Geschehen auf dem Rasen.

2. Bundesliga Bochum Heidenheim
In der Halbzeitpause werden in der Bundesliga die Spielbälle desinfiziert. - dpa

Wie bereits gesagt: Wir sind froh, überhaupt spielen zu dürfen. Insofern sind die Einschränkungen am Ende des Tages nicht der Rede wert.

Nau.ch: Wie gehen Sie mit der Freude um? Sind sie beim Torjubel trotzdem aufgesprungen?

Ilja Kaenzig: Klar, wir sind aufgesprungen, aber umarmt haben wir uns natürlich nicht! Man bekommt auch mit, wie alle anderen im Stadion feiern und hört ihre Kommentare. Das ist schon fast ein bisschen Fussball-Romantik, wie man es von den Amateur-Plätzen kennt. Aber solange es was zu bejubeln gibt, kann man sich auch daran gewöhnen.

Nau.ch: Hertha Berlin hat die Anweisungen beim Torjubel missachtet – was sagen Sie dazu?

Ilja Kaenzig: Das wird Diskussionen geben. Da wird die Bundesliga das Konzept sicherlich präzisieren, damit dies auch konsequent eingehalten wird. Denn wir spielen mit Vertrauensvorschuss der Politik.

Bundesliga Hoffenheim Hertha Berlin
Der Jubel bei der Hertha Berlin fällt etwas zu innig aus, um dem Hygienekonzept zu entsprechen. - dpa

Wir sind also in der Pflicht, keine Angriffsfläche zu geben. Aber ansonsten wurde das Hygiene-Konzept ligaweit hervorragend umgesetzt, was man bisher hört.

Bundesliga hat einen «enorm hohen Stellenwert»

Nau.ch: Wie wichtig ist es für Deutschland, dass die 1. und 2. Bundesliga wieder spielen?

Ilja Kaenzig: TV-Gelder und Schadenersatzforderungen sind das eine. Das andere ist, dass der Fussball gesellschaftlich einen enorm hohen Stellenwert hat. Der Ball rollt wieder und es wird darüber gesprochen. Nicht über die Organisation, sondern über das, was sich auf dem Platz abspielt.

Nau.ch: Bei Ligakonkurrent Dynamo Dresden befindet sich die ganze Mannschaft in Quarantäne. Der Verein könnte Protest einlegen. Haben Sie Angst, dass die Saison in der zweiten Bundesliga gar nicht zu Ende gespielt wird?

2. Bundesliga Bochum Heidenheim
Kein Shakehands, nur ein Touch-Elbow am Spielende. - dpa

Ilja Kaenzig: Nein, das haben wir bei der letzten Liga-Versammlung einstimmig beschlossen. Die Saison soll zu Ende gespielt werden, auch wenn es noch einmal einen Quarantäne-Fall gäbe. Im Notfall halt über den 30. Juni hinaus.

Natürlich, solange die gesundheitliche Lage im Land dies auch erlaubt. Bei der Korrektur des Spielplans wird vielleicht Flexibilität gefordert sein. Aber auch das kriegt man hin.

Wenn wir zu Ende spielen, legen wir damit auch die Basis für den Anpfiff der nächsten Saison. Und schaffen damit Planungssicherheit, was in der Krise von grösster Wichtigkeit für Liga und Clubs ist.

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