Staatshilfe für Bundesliga-Clubs: Wie passt das zusammen?
In der Fussball-Bundesliga fliessen Spielergehälter und Transfersummen in Millionenhöhe. Wieso benötigen manche Clubs dann staatliche Hilfe? Es ist vor allem ein emotionales Thema, das die Distanz zwischen Fans und einer in der Kritik stehenden Branche verdeutlicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf dem Transfermarkt hat sich der VfB Stuttgart seine grössten Wünsche erfüllt.
Erst am 28. Juli verpflichtete der Bundesligist den früheren U21-Europameister Waldemar Anton, gut eine Stunde später machte der VfB auch den Transfer von Torwart Gregor Kobel perfekt.
Beide zusammen kosten die Schwaben ungefähr acht Millionen Euro. Das ist im Fussballgeschäft heutzutage keine überraschende Summe mehr. Aber sie kann in einem anderen Licht erscheinen, wenn man berücksichtigt, dass sich der durch die Coronakrise finanziell angeschlagene Aufsteiger parallel um staatliche Unterstützung bemüht.
Der VfB gibt Millionen für Spielergehälter und Transfers aus und möchte gleichzeitig Geld von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW): Wie passt das zusammen? Um 10 bis 15 Millionen Euro soll es laut «Stuttgarter Zeitung» und «Stuttgarter Nachrichten» beim VfB gehen. Die Stuttgarter sind nicht der einzige Bundesligist, der einen Antrag auf KfW-Förderung gestellt hat. Angesichts erheblicher Verluste wählte auch Werder Bremen diesen Weg. Viele weitere Erstliga-Clubs halten sich einen solchen Schritt zumindest offen. Der stark verschuldete FC Schalke 04 erhält eine Landesbürgschaft.
«Manche Vereine gleichen ihren Verlust durch Finanzspritzen ihres Investors aus, andere lassen sich von der öffentlichen Hand unterstützen. Als Fans sowieso - aber auch als Steuerzahlende - können wir über dieses Gebaren nur noch den Kopf schütteln», sagte Markus Sotirianos, 2. Vorsitzender der Fan-Organisation «Unsere Kurve», der Deutschen Presse-Agentur. Auch aus der Politik gibt es kritische Töne. «Es trägt nicht gerade zum Imagegewinn der Fussball-Clubs bei, wenn den Spielern einerseits Gehälter in Millionenhöhe bezahlt werden und andererseits staatliche Hilfen in Anspruch genommen werden», sagte Baden-Württembergs Sportministerin Susanne Eisenmann (CDU) zuletzt der «Bild».
Andererseits handelt es sich beim VfB oder Werder um mittelständische Unternehmen, die jede Menge Steuern zahlen und entsprechende KfW-Kredite beantragen können. Der Wirtschafts- und Finanzexperte Rudolf Hickel hält KfW-Darlehen für Bundesligavereine für berechtigt. Einem Unternehmen wie Werder könnte sonst «die Pleite drohen», schrieb Hickel im «Weser-Kurier». Der VfB sieht sich gegenüber seinen Mitarbeitern in der Verantwortung, ihm war von seiner Hausbank zu dem Antrag geraten worden. «Wir haben fast 250 Mitarbeiter, davon sind nur 30 Profis. Wir haben also 220 ganz normale Angestellte», sagte Präsident Claus Vogt dem SWR. «Auch für die haben wir eine Sorgfaltspflicht.» Der VfB müsse wie jedes andere Unternehmen schauen, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten.
Es bleibt ein heikles Thema, das aufgrund der wirtschaftlichen Lage der Clubs nachvollziehbar, wegen der finanziellen Exzesse einer in der Kritik stehenden Branche aber auch emotional aufgeladen ist. Exorbitante Ablösesummen und Spielergehälter sind für zahlreiche Fans ohnehin schon seit langem nur schwer zu verstehen. Die Corona-Krise verdeutlicht die entstandene Distanz. Dass sich nun einige Vereine um staatliche Hilfe bemühen, trägt nicht zur Annäherung bei.