DFB: Muss der Trainer ein Jahr vor der Heim-EM gehen?
Nach einer weiteren dürftigen Leistung stellen Fans des DFB Trainer Hansi Flick in Frage. Die Medien hacken auf ihn ein, die Spieler verteidigen ihn.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland verliert auch den Test gegen Kolumbien nach einer schwachen Leistung.
- Im Stadion wird gepfiffen und der Rauswurf von Hansi Flick gefordert.
- DFB-Sportdirektor Völler nimmt den Trainer in Schutz und nennt ihn die «ärmste Sau».
In einem Jahr findet in Deutschland die EM 2024 statt. Doch von Euphorie ist nichts zu spüren – ganz im Gegenteil: Die deutsche Nationalmannschaft ist in einer Krise, das zeigt sich auch in den letzten drei Testspielen.
Die Krise hat aber schon vor längerem begonnen: Bei der WM 2018 schied der DFB als Gruppenletzter aus, bei der EM 2021 im Achtelfinal. Anschliessend übernahm Hansi Flick von Joachim Löw – doch besser wurde es nicht. Die Qualifikation zur WM 2022 schaffte er zwar souverän, in Katar war aber wieder bereits in der Gruppenphase Endstation.
Und in diesem Jahr geht es dürftig weiter: In fünf Testspielen gegen Peru, Belgien, die Ukraine, Polen und Kolumbien gab es nur einen Sieg. Ihre Unzufriedenheit liessen die Fans die Spieler beim Spiel gegen Kolumbien hören: Bereits zur Pause werden sie gnadenlos ausgepfiffen.
Der DFB spielte in der Tat nicht gut, kam zu gerade einmal einem Abschluss im ersten Durchgang. Nach dem Gegentreffer gab es kaum ein Aufbäumen. Am Ende verloren die Deutschen verdient 0:2.
Viel Kritik muss auch Bundestrainer Flick einstecken: In den drei Testspielen experimentierte er viel, liess sogar Captain Kimmich auf der Bank. Auf der Tribüne waren bereits erste «Flick raus»-Schilder zu sehen.
„FLICK RAUS“. Das wurde im Spanischen TV gezeigt. Wurde das auch bei RTL gezeigt? #GERCOL pic.twitter.com/lSYvJ31iOI
— David (@daviid_155) June 20, 2023
Die deutschen Medien, allen voran die «Bild», hacken weiter auf den 58-Jährigen ein. So erhält er die Note 6, die schlechteste im deutschen Notensystem. «Flick macht uns die EM kaputt», schreibt die Zeitung. Die Niederlage gegen Kolumbien sei für den Trainer das nächste Debakel gewesen.
DFB: Spieler verteidigen Flick
Der «Kicker» schreibt von «Flicks kompromisslosen Kurs ins Verderben» und «wirren Experimenten». Die Aufstellung des DFB sei in mehrfacher Hinsicht nicht nachvollziehbar gewesen, mehrere Spieler mussten auf ungewohnten Positionen auflaufen. Einer davon war Champions League-Sieger Gündogan, der nicht im Zentrum, sondern auf dem Flügel spielen musste. Flick habe das Potential des Stars von Manchester City verschenkt.
Die Spieler selbst stellen sich aber hinter den Trainer: Goalie Marc-André ter Stegen habe «absolutes Vertrauen» in Flick. Für Benjamin Henrichs ist der 58-Jährige «absolut» der Richtige.
Emre Can, der als gelernter Mittelfeldspieler Abwehrchef in der Dreierkette spielen musste, sagt, er sehe keine Diskussion über den Trainer. Dieser habe ausprobieren wollen, was auch sein Recht sei. «Es hat nicht geklappt, aber wir sollten den Trainer nicht in Frage stellen.» Die Spieler seien verantwortlich, dass sie auf dem Platz keine Leistung gezeigt hätten, so der Dortmunder.
Das seine Experimente nicht geklappt haben, sieht auch Trainer Flick selbst. «Wir wollten ausprobieren», sagt er nach dem Spiel. «Das ging aber in die Hose.»
Auch DFB-Sportdirektor Ruedi Völler stellt sich bei «RTL» hinter seinen Trainer: Flick versuche alles, um erfolgreich zu sein, probiere bisschen etwas aus. «Am Ende muss man sagen, dass Hanis Flick die ärmste Sau ist.»