Erling Haaland: Ist der Torjäger ein Trash-Talk-Bubi?
Das Wichtigste in Kürze
- Erling Haaland prangert seinen Gegenspieler in der Öffentlichkeit an.
- Für seine Vorgehensweise wird der Torjäger von anderen Profis scharf kritisiert.
- Die Verhalten des norwegischen Superstars spaltet die Nau.ch-Sportredaktion.
«Das muss man aushalten und damit nicht gleich zur Presse gehen. Das muss man lernen», klagt der schwedische Nationalspieler Ludwig Augustinsson. Die Rede ist von Erling Haaland.
Der erst 21-jährige Wunderstürmer hat sich nach dem Länderspiel zwischen Norwegen und Schweden (3:2) öffentlich über den Trash-Talk von Alexander Milosevic beschwert. Dieser soll ihn unter anderem als «Hure» beschimpft haben.
Soll ein Fussballer Trash-Talk in der Öffentlichkeit ausplaudern?
Die Meinungen sind geteilt. Gehören verbale, unsportliche Provokationen auf dem Feld wirklich unbestraft dazu? Sollten Profis diese schlucken oder der Öffentlichkeit preisgeben? Auch die Nau.ch-Sportredaktion ist gespalten.
Das sagt Pascal Moser, Sport-Redaktor Nau.ch
«Wer jemals – egal auf welchem Niveau – Fussball gespielt hat, weiss, dass Trash-Talk auf dem Platz dazugehört. Vor allem als Spieler von Weltklasseformat muss Haaland einfach über solchen Psycho-Spielchen stehen.
Ronaldo und Messi werden seit Jahren von ihren Gegenspielern permanent bearbeitet. Mit Beleidigungen wird versucht, sie aus dem Spiel zu nehmen. Ein Superstar – wie es beide sind – gibt die Antwort auf dem Platz. Darum sind sie auch derart erfolgreich.
Haaland sollte sich ein Beispiel nehmen und sich nicht wie eine Heulsuse benehmen. Mit seinem Wechsel zu Manchester City macht sich der Norweger das Leben nicht einfacher. Die Verteidiger auf der Insel sind genauso gnadenlos wie die englischen Medien.
Jedes Mal gleich zur Presse zu rennen, ist kontraproduktiv und unprofessionell. Haaland ist ein Trash-Talk-Bubi und muss lernen, einstecken zu können!»
Das sagt Matthias Neuhaus, Sport-Redaktor Nau.ch
«Halt, da muss ich auf die Bremse treten. Ja, Trash-Talk gehört zum Fussball dazu. Aber: Es gibt überall Grenzen!
Schwere Beleidigungen gegen die Familie sind ein No-Go. Das hat nichts mehr mit einer Provokation zu tun, sondern ist einfach nur unsportlich. Auf dem Fussballplatz haben Äusserungen unter der Gürtellinie nichts verloren.
Kindern, die mit dem Fussballspielen beginnen, wird die Wichtigkeit von Fairplay im Sport über Jahre hinweg immer wieder eingetrichtert. Äusserungen wie jene von Alexander Milosevic bewirken genau das Gegenteil. Üble Beleidigungen haben mit Fairplay nichts am Hut.
Wir erinnern uns alle an den legendären Kopfstoss von Zinédine Zidane im WM-Final 2006 gegen Marco Materazzi. Das Beispiel zeigt, dass auch Weltklasse-Spieler nur Menschen sind und ihre Nerven verlieren können. Irgendwann ist genug.
Warum sollte Haaland fehlbare Gegenspieler nicht an den Pranger stellen dürfen? Das ist sein gutes Recht. Ich finde es legitim, dass er damit an die Öffentlichkeit geht.»