Favoriten unter Druck - Wer fliegt aus der Königsklasse?
Wer erreicht das Champions-League-Turnier in Lissabon? Einige Titelanwärter bangen noch um den Einzug ins Viertelfinale. Vor allem für die spanischen Clubs könnte eine jahrelange Serie reissen.
Das Wichtigste in Kürze
- Endlich wieder Königsklasse - und einigen europäische Fussball-Schwergewichte droht gleich das Aus!
Nach der monatelangen Corona-Pause kämpfen noch acht Clubs um den Einzug in das Viertelfinale der Champions League. Doch während der FC Bayern München nach dem 3:0 im Hinspiel als klarer Favorit in das Rückspiel gegen den FC Chelsea geht, müssen Hochkaräter wie Manchester City, Real Madrid, der FC Barcelona oder Juventus Turin noch zittern. Alle wollen sich für das Finalturnier vom 12. bis 23. August in Lissabon qualifizieren. Die Stimmung ist merklich angespannt.
In Spanien sorgen sich die Fans um ihre beiden Giganten. Nicht ausgeschlossen sogar, dass erstmals seit 2007 weder Rekordmeister Real Madrid noch der FC Barcelona im Viertelfinale mit dabei sind. Die Königlichen um Toni Kroos müssen am Freitag (21.00 Uhr/Sky) bei Manchester City eine 1:2-Pleite wettmachen. Von einem «Krieg» schrieb die Madrider Fachzeitung «AS» am Donnerstag martialisch. Die Königlichen müssen dabei ohne den wohl wichtigsten Spieler von Trainer Zinédine Zidane auskommen. Im Hinspiel flog Kapitän Sergio Ramos vom Platz und wird in Manchester nur zuschauen dürfen.
Sein Vertreter, der Brasilianer Éder Militão (22), machte den Fans Mut. «Madridistas, gegen City wird unser Kapitän fehlen. Aber ich werde da sein. Vertraut mir. Wir werden gewinnen.» Die Form stimmt jedenfalls optimistisch, die Schiedsrichter-Ansetzung macht Mut: Seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach der Corona-Pause hat Real in elf Spielen zehn Siege und ein Remis geholt. Und der Münchner Referee Felix Brych ist so etwas wie ein Talisman für den Club. Mit ihm gab es in bisher neun Partien eine Niederlage und sechs Siege.
Doch Gastgeber Manchester City mit Trainer Pep Guardiola sehnt sich nach dem ersten Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte. «Wir sind «bereit zu kämpfen» sagte Verteidiger Aymeric Laporte. Die aktuelle Verfassung ist vor dem Rückspiel schwer abzuschätzen. Zwar feierte Pep Guardiolas Team in der Liga zuletzt einige Kantersiege.
Ein 5:0 und ein 4:0 bei den Absteigern Norwich City und FC Watford taugen allerdings kaum als Gradmesser für Madrid. Ausserdem musste sich Man City im FA-Cup-Halbfinale bei Arsenal mit 0:2 geschlagen geben. «Es braucht kein Genie, um zu wissen, dass wir uns für Madrid steigern müssen», warnte Guardiola, nachdem ihn ausgerechnet sein ehemaliger Co-Trainer Mikel Arteta mit Arsenal überlistet hatte.
Immerhin ist der Druck für den englischen Vizemeister nicht mehr ganz so hoch wie noch vor dem Hinspiel. Die UEFA hatte Man City damals gerade wegen Verstössen gegen die Regeln des Financial Fair Play für die kommenden zwei Jahre aus der Champions League ausgeschlossen. Doch der Internationale Sportgerichtshof Cas hob die Sperre im Juli wieder auf - und liess die ambitionierten City-Verantwortlichen aufatmen. Denn die Champions-League-Trophäe hat für die Titelsammler in Manchester längst Priorität.
Der FC Barcelona um Nationaltorwart Marc-André ter Stegen - der angeblich bald seinen bis 2022 laufenden Vertrag um fünf Jahre verlängern wird - und Weltfussballer Lionel Messi empfangen am Samstag (21.00 Uhr/Sky) den SSC Neapel. Das Hinspiel endete 1:1. Doch den Katalanen tat die Pause alles andere als gut. Zuletzt gaben sie den spanischen Liga-Titel an den Erzrivalen aus Madrid ab - und präsentierten sich in manchen Spielen ungewohnt schwach.
Gegen Neapel können sie zwei Serien fortsetzen, die in Europa derzeit einmalig sind: Zwölf Mal in Folge erreichten sie das Viertelfinale, und seit 35 Heimspielen in der Königsklasse sind Messi & Co. unbesiegt. Die Aufgabe Neapels ist sehr schwer: In den sieben Jahren seit der letzten Heimpleite Barcelonas - dem 0:3 im Halbfinale 2013 gegen den FC Bayern - erreichten nur vier Teams ein Unentschieden im Camp Nou. Der Niederländer Frenkie de Jong warnt deshalb davor, den Tabellensiebten der abgelaufenen Serie-A-Saison zu unterschätzen. «Neapel hat Spieler, die viel Qualität haben und sehr diszipliniert sind. Wir haben ein schweres Spiel vor uns», sagte de Jong.
Und dann ist da noch Juventus Turin. Zu Hause müssen die Bianconeri um den 35 Jahre alten Stürmerstar Cristiano Ronaldo am Freitag (21.00 Uhr/Sky) gegen Olympique Lyon eine 0:1-Niederlage aufholen. In der Vergangenheit war Lyon für den italienischen Serienmeister mit drei Siegen aus fünf Begegnungen ein willkommener Gegner.
So richtig rund läuft es für die Turiner allerdings trotz des Titels nicht. Gegen den SSC Neapel mussten sie sich im Pokal mit 2:4 geschlagen geben. 43 Gegentreffer in der Serie A waren zudem aussergewöhnlich hoch. Das Abwehr-Problem sei plötzlich aufgetaucht, sagte Trainer Maurizio Sarri zuletzt nach der 1:3-Niederlage bei AS Rom. «Wir müssen versuchen, die Gründe dafür zu verstehen und das in den kommenden sechs Tagen in den Griff bekommen.» Ein Tor für Olympique im Rückspiel könnte fatale Folgen haben für Ronaldo & Co.