Ist Yann Sommer gut genug für Bayern München?

Es fehlen nur wenige Zentimeter. Und doch reichen die, um eine heftige Goalie-Debatte um Yann Sommer zu entfachen. Beim 0:3 gegen Manchester City kommt der Nati-Goalie bei unseren Nachbarn nicht gut weg. Der derzeit verletzte Manuel Neuer hätte den ersten Gegentreffer gehalten, so der Tenor.

Allen voran «Sky»-Experte Didi Hamann haut drauf. Sommer sei gestern «heillos überfordert» gewesen. Er habe schon in den letzten Wochen «massgeblich die Mannschaft verunsichert». Hamann glaubt nicht, dass der 34-Jährige nächste Saison noch im Bayern-Kasten steht.

Auf der Nau.ch-Redaktion ist man sich nicht in allen Punkten einig ...

Beim ersten Gegentor lässt Kimmich Scharfschütze Rodri einfach abziehen. Das 0:2 fällt nach kapitalem Bock von Verteidiger Upamecano. Und auch beim dritten Treffer steht der Franzose im Schilf.

Warum die Experten nach dem City-Spiel genau Yann Sommer als Sündenbock ausmachen? Ist mir ein Rätsel. Der Schweizer zeigt zahlreiche Weltklasse-Paraden, hält, was es zu halten gibt. Ohne ihn wäre das Spiel wohl 0:6 ausgegangen ...

Die deutschen Ex-Fussballer machen es sich auf dem TV-Sofa mit den Neuer-Rufen ein bisschen zu einfach. Dass Yann Sommer im Bayern-Tor nicht plötzlich zehn Zentimeter grösser wird, wusste man schon im Winter. Dass diese Diskussion jetzt wieder entfacht, wird der Leistung des Schweizers nicht gerecht.

Und ob es mit Neuer anders gekommen wäre? Reine Spekulation.

Ein Blick nicht allzu weit zurück zeigt aber, dass Neuer nicht von einem anderen Stern ist. Deutschland scheitert an der Katar-WM grandios in der Vorrunde.

Bei der entscheidenden Niederlage gegen Japan trägt Neuer eine Teilschuld, lässt einen Schuss in der nahen Ecke passieren. Da nützte ihm auch seine 1,93 Meter Körpergrösse nichts ...

Yann Sommer hat gegen ManCity in vielen Szenen seine grosse Klasse bewiesen. Gleich mehrmals zeigt der Schweizer Nationaltorhüter sensationelle Paraden. Sommer hielt, was er halten konnte.

Und genau das ist der Punkt, an dem seine Kritiker ansetzen. Beim Treffer zum 1:0 durch Rodri ist Sommer machtlos, und das gleich aus zwei Gründen. Zum einen fehlen dem 1,83-Mann im Vergleich zur Torhüter-Weltklasse einfach ein paar Zentimeter.

Zum anderen aber steht der Schweizer beim ersten Gegentor ungünstig. Der Schuss in Sommers rechtes Kreuzeck kommt mit Ansage, dennoch steht der Schweizer sehr zentral. Unglücklich, weil seine linke Seite durch drei Mitspieler und Haaland gedeckt war.

Mit seinen 1,83 ist Sommer beileibe kein Winzling – aber im Vergleich zu seinen Zunftgenossen auch kein Riese. Nur drei Stammtorhüter im CL-Viertelfinal sind unter 1,90 Meter, und Sommer ist der kleinste unter ihnen.

Auf diesem hohen Niveau entscheiden oftmals ein paar Zentimeter über Sieg oder Niederlage. Wer sie nicht hat, muss sie durch Stellungsspiel und vorausschauendes Spiel wettmachen. Und da hat Sommer am Dienstag nicht den besten Abend erwischt.