Kuss-Skandal: Spaniens Weltmeisterinnen treten in Streik
81 spanische Fussballerinnen weigern sich, für die Nationalmannschaft aufzulaufen. Sie fordern den Rücktritt von Luis Rubiales,
Das Wichtigste in Kürze
- 81 spanische Fussballerinnen, darunter das komplette WM-Team, tritt in den Streik.
- Sie fordern, dass die Verbands-Führung zurücktritt.
- An einer GV am Freitag sagte Präsident Rubiales, er werde an seinem Amt festhalten.
Die Freude über den WM-Titel der Spanierinnen währte nur ganz kurz: Bei der Siegerehrung drückte Verbandspräsident Luis Rubiales der Stürmerin Jennifer Hermoso einen Kuss auf den Mund. Die Empörung ist gross, die Aktion war nicht einvernehmlich.
Deswegen kündigen insgesamt 81 Spielerinnen, darunter alle 23 Weltmeisterinnen, an, einem Aufgebot der Nationalmannschaft nicht Folge zu leisten. Sie gehen in den Streik. Im von der Gewerkschaft Futpro veröffentlichten Statement nennen sie den Kuss-Skandal als Grund. Solange an der aktuellen Führung festgehalten werde, würden sie nicht für die Nationalmannschaft auflaufen.
In der Erklärung betont Hermoso erneut, dass sie dem Kuss «zu keinem Zeitpunkt» zugestimmt habe. «Ich dulde nicht, dass mein Wort infrage gestellt wird. Und noch weniger, dass etwas erfunden wird, was ich nicht gesagt habe.» Hintergrund davon ist ein vom Verband erfundenes und verbreitetes Zitat Hermosos, mit dem sie die Aktion relativiert haben soll.
Zudem veröffentlichte die Stürmerin ein Statement: «Ich habe mich verletzlich und als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe. Einfach ausgedrückt, ich wurde einfach nicht respektiert», schreibt sie.
Hermoso: Rubiales' Aktion war kein Sonderfall
Hermoso betonte, dass Rubiales' Aktion am Final-Tag kein Sonderfall gewesen sei. «Diese Art Vorkommnisse zählen zu einer langen Liste an Situationen, die die Spielerinnen in den vergangenen Jahren verurteilt haben. Mit diesem Vorfall, in den ich involviert war, ist das Mass voll.»
Mit dem Streik erhöhen die Spielerinnen den schon jetzt hohen Rücktrittsdruck auf Rubiales. Dieser verkündete aber bei einer ausserordentlichen Generalversammlung des Verbandes am Freitag, dass er sein Amt nicht abgeben werde: «Ich trete nicht zurück», sagte er mehrmals. «Ich werde kämpfen bis zum Ende.»
Rubiales sieht sich als Opfer, es gehe nicht um Gerechtigkeit, sondern um eine «soziale Hinrichtung». In einem früheren Statement aber räumte er ein, einen Fehler begangen zu haben, und entschuldigte sich.
Neben zahlreichen Spielerinnen fordern auch spanische Parlamentarier und Premier Pedro Sanchez den Rücktritt des Verbandspräsidenten. Der Weltverband Fifa hat eine Ermittlung eingeleitet.