Premier League: Folgt Englands Fussball dem deutschen Beispiel?
In Deutschland rollt der Ball ab dem 16. Mai wieder. Die Bundesliga könnte nun zum Vorbild für andere Länder werden – folgt die Premier League dem Beispiel?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Premier League möchte dem deutschen Beispiel schnellstmöglich nacheifern.
- Auch im Mutterland des Fussballs soll schon bald wieder gespielt werden.
Englands Fussball-Fans blicken in diesen Tagen neidisch nach Deutschland. Und auch britische Medien registrierten den Entschluss zur Fortsetzung der Bundesliga anerkennend.
Im Laufe der Jahre habe man sich an den Erfolg des deutschen Fussballs auf dem Platz gewöhnt, so die BBC. Aber die Saison-Fortsetzung sei «ein Sieg für ihre klare, detaillierte und gemeinsame Planung ausserhalb des Platzes».
Gleichzeitig steigt die Hoffnung, dass der Ball auch in der Premier League bald wieder rollt. Die Aussichten dafür sind offenbar gut. Medien spekulierten schon länger über eine Wiederaufnahme ab Mitte Juni hinter verschlossenen Türen.
Premier League schon ab Juni wieder?
Nun berichtete die Zeitung «The Times», die Regierung unterstütze Pläne für einen Saison-Restart am 12. Juni. Am 10. Mai will Premierminister Boris Johnson Pläne für die Lockerung der Massnahmen gegen das Coronavirus vorstellen.
Schon am folgenden Tag könnten die Liga-Verantwortlichen eine Entscheidung treffen. In der Premier League, wo Liverpool die Tabelle mit 25 Punkten Vorsprung anführt, sind noch 92 Partien zu spielen. In der zweitklassigen Championship sind es 108.
Idealerweise könnten bis Ende Juli täglich drei bis vier Spiele zu verschiedenen Anstosszeiten stattfinden. Voraussetzung ist, dass die Regierung ihre Zustimmung erteilt und die Clubs sich einigen. Anders als in England üblich sollen laut «Times» fast alle Partien live gezeigt werden. Ein Grossteil soll sogar im Free-TV laufen.
Doch nicht alle Beteiligten sind vom «Project Restart» überzeugt. Grossbritannien hat Statistiken zufolge die meisten Todesopfer durch das Coronavirus in Europa. Entsprechend kritisch werden die Pläne für den Fussball betrachtet. An dem vorliegenden Sicherheitskonzept sollen mehrere Vereinsärzte erhebliche Zweifel geäussert haben.
Spieler haben Angst vor dem Virus
Auch einige Fussball-Profis sind skeptisch. Stürmer Sergio Agüero von Manchester City sprach sogar von Angst unter den Spielern. Sie fürchten um ihre Gesundheit und die ihrer Familien.
Neben der Überzeugungsarbeit, die vor dem Wiederbeginn zu leisten ist, muss in vielen Fällen auch die Vertragsfrage geklärt werden. Nach Berichten mehrerer britischer Medien enden die Verträge von rund 80 Spielern am 30. Juni.
Obendrein droht unter den Vereinen ein Streit um die Austragungsorte. Es gilt als sicher, dass die Clubs ihre verbleibenden Partien auf neutralem Grund spielen werden. Dagegen regt sich in Teilen der Liga Widerstand.
Vereine in der unteren Tabellenhälfte sehen sich – auch ohne Zuschauer - um ihren Heimvorteil gebracht. Einige unterstellen Wettbewerbsverzerrung, falls sie nicht im eigenen Stadion spielen dürfen. Es sind einige Kompromisse nötig, aber die Fortsetzung der Premier League rückt näher.
Auch in Spaniens La Liga peilen die Clubs eine Wiederaufnahme für Mitte Juni an. In der italienischen Serie A soll bis Ende Mai geklärt werden, wie es mit dem Fussball weitergeht. Ein vorzeitiger Saisonabbruch wie in Frankreichs Ligue 1 oder der niederländischen Eredivisie ist weiter nicht ausgeschlossen.