Union-Krise: Auch Urs Fischer braucht irgendwann Resultate
Nach sechs Niederlagen in Serie stehen Union Berlin und Urs Fischer (57) am Wochenende in Dortmund unter Druck. Wie finden die Köpenicker zum Erfolg zurück?
Das Wichtigste in Kürze
- Union Berlin hat die letzten sechs Pflichtspiele allesamt verloren.
- Das kommende Programm ist happig, trotzdem muss sich Urs Fischer keine Sorgen machen.
Fünf Jahre lang wird alles, was Urs Fischer bei Union Berlin anfasst, zu Gold. Der Schweizer führt die Eisernen von der zweiten Liga in die Champions League – eine unfassbare Leistung. In dieser Saison schwächeln die Köpenicker aber erstmals.
In den letzten sechs Pflichtspielen muss Union Berlin als Verlierer vom Platz – keine schöne Bilanz. Der Bundesligist bekunden plötzlich Pech vor dem Tor und kassiert entweder Traumtore oder Gegentreffer in der Nachspielzeit. Muss sich der Schweizer Erfolgstrainer etwas Sorgen machen? Das sagt Nau!
Matthias Neuhaus, Sportredaktor
«Urs Fischer sitzt bei Union Berlin so fest im Sattel wie eh und je. Der Schweizer ist bei den Eisernen bereits jetzt eine absolute Vereinslegende, wird von den Fans vergöttert. Was er in den letzten Jahren dort aufgebaut hat, sucht seinesgleichen.
Klar sprechen sechs Pflichtspiel-Niederlagen in Serie eine deutliche Sprache. Allerdings sind diese zu relativieren. Das 0:1 in Madrid fiel in der Nachspielzeit, das 2:3 gegen Braga ebenso. Gegen Heidenheim verloren die Berliner durch einen Sonntagsschuss des Gegners.
Union fehlt derzeit einfach das Quäntchen Glück, welches sie in der Vorsaison noch hatten. Es braucht ein, zwei Erfolgserlebnisse und das Momentum kippt wieder auf die andere Seite. Das hat nichts mit dem Trainer zu tun.
Ich vergleiche Fischers Situation mit jener von Christian Streich beim SC Freiburg. In seiner ersten vollen Saison als Trainer der Breisgauer landete dieser sogleich auf Rang fünf. Zwei Jahre später folgte der Abstieg in die zweite Liga. Dennoch hielt der Klub damals an Streich fest – heute spielt er mit seinem Team regelmässig um die europäischen Plätze.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich Union Berlin die Trainerfrage stellt. Urs Fischer und die Eisernen – das passt einfach wie die Faust aufs Auge.»
Christoph Böhlen, Sportchef
«Dass Fischer mit seinen Verdiensten derzeit nicht gefährdet ist, versteht sich von selbst. Union Berlin würde sich eine Trennung hundert Mal mehr überlegen, als bei anderen Fällen. Doch wie schon Sion-Sonnenkönig Constantin sagte: ‹Der Totomat entlässt den Trainer!›
Der Blick auf den Spielplan lässt für Fischer und Union wenig Hoffnung auf sofortige Besserung. Vor der Länderspielpause wartet der Gang zum BVB, danach geht es gegen die formstarken Stuttgarter weiter.
Die Probleme bei Union: Abschlüsse, die in den letzten Spielzeiten im Tor landeten, prallen jetzt vom Pfosten ab. Das berühmt-berüchtigte Spielglück ist den Eisernen komplett abhanden gekommen.
Dazu kommt, dass mit Leonardo Bonucci oder Kevin Volland plötzlich Spieler im Kader sind, die eine gewisse ‹Star-Ausstrahlung› mitbringen. Das passt gar nicht zum Arbeiter-Team, das seinen Erfolg vor allem Spielern verdankt, die bei Union eine neue Chance erhielten. Oder unter Urs Fischer erst so richtig aufblühten.
Für attraktiven Fussball standen die Unioner bisher nie. Sie tun gut daran, wieder zur Kampf- und Arbeitsmentalität zurückzukehren. Dann dürfte sich auch der Erfolg einstellen.
Gelingt das nicht, könnte eine Trainerdiskussion zumindest hinter vorgehaltener Hand losgehen. Denn auch eine Club-Ikone wie Urs Fischer braucht schliesslich irgendwann Resultate, damit wieder Ruhe einkehrt.»