Urs Fischer: Kostete seine Offenheit ihn den Job?
Urs Fischer war beim Gespräch mit dem Vereinsboss offen und gnadenlos. Laut Weggefährten wurde er wegen seiner eigenen Analyse entlassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Treffen mit Urs Fischer hatte Vereinsboss Zingler die Entlassung nicht geplant.
- Doch der Trainer analysierte gnadenlos und zählte auf, was er erfolglos versucht hatte.
- Dass er Natitrainer wird, scheint unwahrscheinlich, er sieht sich als Vereinstrainer.
Urs Fischer führte die Union Berlin von der Zweiten Bundesliga in die Champions League. In der Saison 2022/23 aber fielen die Eisernen in ein Loch: Aus 14 Spielen resultierte bloss ein Remis. Trotz eines leichten Aufwärtstrends mit dem 1:1 gegen Napoli wurde der Schweizer vor einer Woche entlassen. Nun wurden weitere Details dazu bekannt.
Der Trainer traf Vereinsboss Dirk Zingler am Tag nach dem 0:4 gegen Leader Leverkusen. Das regelmässige Treffen fand in der Stadionloge statt, wie «SportBild» berichtet. Zingler hatte eigentlich nicht vor, Fischer zu entlassen. Laut der deutschen Zeitung sei es der Plan gewesen, ihm weiter Rückendeckung zu geben und öffentlich zur Seite zu stehen.
Doch Urs Fischer zeigte sich selbstkritisch und gnadenlos. Er habe versucht, mit Einzel- und Teamgesprächen die Situation zu verbessern, habe seine Ansprachen geändert, taktische und personelle Wechsel vorgenommen. Der Trainer kam zum Schluss, dass nichts nachhaltig funktioniert habe. Vielleicht brauche das Team einen neuen Trainer, um wieder zum Erfolg zu finden.
Diese offene Analyse von Urs Fischer habe ihn den Job gekostet, sind sich seine Weggefährten sicher. Hätte der Termin mit Vereinsboss Zingler nicht stattgefunden, wäre er noch Union-Trainer, glauben sie. Der Verein hätte ihm mindestens noch die Partie gegen Augsburg (diesen Samstag) gegeben.
Urs Fischer sieht sich als Vereinstrainer
Fischer übernahm die Union im Sommer 2018 und führte den Verein 224 Spiele lang. Für seinen Erfolg wurde er vor einem Jahr mit einem Vertrag bis Juni 2025 belohnt. Dieser hätte ihm jährlich drei Millionen Euro eingebracht. In der letzten Saison wurde er zudem zum Bundesliga-Trainer des Jahres gewählt.
Wie es weitergeht, ist unklar. Erste Stimmen fordern, dass der Schweizer Verband ihn als Natitrainer holt. Laut der «Sportbild» sieht sich Fischer aber als Vereinstrainer. Er schliesse eine Rückkehr in die Bundesliga nicht aus.