Wieder Gnabry-Show beim FC Chelsea - Bayern mit Flick top
Den Gegner unter Druck setzen und das Heft in die Hand nehmen - so lauteten die Forderungen von Trainer Hansi Flick vor dem Gastspiel beim FC Chelsea. Dies gelang dem FC Bayern nahezu perfekt. Und nach der Pause fielen auch die hochverdienten Treffer für die Münchner.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach der nächsten Fussball-Gala in London liessen sich die reifen Bayern um Matchwinner Serge Gnabry von ihren mitgereisten Fans an der Stamford Bridge feiern.
«Es tut immer gut, nach London zurückzukommen», sagte der frühere Arsenal-Profi und Doppeltorschütze Gnabry nach dem 3:0 (0:0) beim FC Chelsea. In eine dicke Jacke gehüllt, hielt der Nationalspieler die Trophäe für den «Man of The Match» in der Hand. «Wir haben viel Druck gemacht und freuen uns natürlich über dieses Ergebnis», sagte der 24-Jährige bei Sky.
Mit einer neuerlichen Tor-Show in London ebnete Gnabry dem deutschen Rekordmeister den Weg in das Viertelfinale der Champions League. Bei der grandios geglückten Revanche der Münchner für das 2012 verlorene «Finale dahoam» versetzte er den Blues mit seinem Doppelschlag (51./54. Minute) praktisch schon den K.o., zumal Robert Lewandowski sogar noch sein elftes Königsklassen-Saisontor (76.) nachlegen konnte. «Das war über 90 Minuten eine sehr konzentrierte Mannschaftsleistung. Wir haben das Spiel bestimmt. Wir sind sehr, sehr happy und sehr zufrieden», sagte Bayern-Trainer Hansi Flick.
«Sicherlich haben wir ein exzellentes Auswärtsspiel gemacht. Wir hätten uns in der ersten Halbzeit schon mit einem Tor belohnen müssen. Das war ein absolut verdientes 3:0, wir sind auf dem Gaspedal geblieben», sagte Thomas Müller.
In der Gruppenphase hatte Nationalspieler Gnabry bereits beim 7:2 gegen Tottenham als vierfacher Torschütze phänomenal aufgespielt. Beide Tore gegen Chelsea machte er nach Doppelpass mit dem ebenfalls herausragenden Lewandowski. In der Schlussphase sah Chelseas Marcos Alonso noch Rot nach einer Tätlichkeit gegen Lewandowski (84.).
Das Achtelfinal-Rückspiel am 18. März in München sollte nur noch Formsache sein für die Bayern, die unter Trainer Hansi Flick auch in Europa wieder zu einem Titelanwärter zu reifen scheinen. Die Münchner komplettierten den Siegeszug der Bundesliga in der ersten K.o.-Runde des Europapokals, nachdem schon Borussia Dortmund und Leipzig in der Königsklasse sowie Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und Wolfsburg in der Europa League ihre Hinspiele gewonnen hatten.
«Es ist wichtig, dass wir unser Spiel durchziehen, den Gegner unter Druck setzen und das Heft in die Hand nehmen», hatte der seit dem Vortag 55 Jahre alte Flick unmittelbar vor der Partie im TV-Sender Sky gesagt. Seine Profis setzten die Vorgabe ihres Chefs von Beginn an um. Nach 40 Sekunden gab Thomas Müller einen ersten Warnschuss ab, den Chelsea-Torwart Willy Caballero aber problemlos parierte.
Flick setzte wieder auf die zuletzt bewährte Formation - in der Offensive mit dem extrem umtriebigen und torgefährlichen Müller als Aktivposten auf der Zehn und Kingsley Coman. Die beim 3:2 gegen den SC Paderborn gesperrten Jérôme Boateng und Benjamin Pavard bildeten neben David Alaba und Alphonso Davies erwartungsgemäss die Abwehr.
Vor allem Boateng tat sich als Stabilisator und Sicherheitsfaktor hervor und war einer der Garanten für das so wichtige Zu-Null-Spiel. Wenige Minuten vor Schluss rettete der ehemalige Nationalspieler mit einer perfekten Grätsche im eigenen Strafraum gegen Tammy Abraham.
Die Zuschauer sahen in der ersten Hälfte eine kontrollierte Partie beider Teams, die darauf aus waren, Fehler zu vermeiden. Chelsea setzte auf eine starke Defensive mit Dreier- bzw. Fünferkette und lange Bälle auf den französischen Weltmeister Olivier Giroud, der aber nahezu wirkungslos blieb und nach einer Stunde ausgewechselt wurde. Die Gäste aus München trugen ihre Angriffe durchdacht und kontrolliert vor und schon da dem Treffer näher - es fehlte jedoch bei deutlichem Chancenplus zunächst die Effektivität im Abschluss.
Coman scheiterte am Aussennetz (11.). Lewandowski prüfte den Londoner Schlussmann Caballero aus spitzem Winkel (15.). Reaktionsschnell per Fuss rettete der Argentinier auch zehn Minuten später gegen Lewandowski. Müllers Schuss aus der Distanz ging knapp vorbei (29.), sein Kopfball landete an der Latte (35.).
Der 38 Jahre alte Caballero rechtfertigte gleich in mehreren Situationen seinen Vorzug vor 80-Millionen-Mann Kepa. Auf der anderen Seite war Bayern-Torhüter Manuel Neuer kurz vor der Pause erstmals gefordert: Einen Flachschuss von Alonso lenkte er zur Seite (43.). Nach dem Wechsel belohnten sich die Bayern dann endlich für ihren Aufwand mit einem bemerkenswerten Gnabry-Doppelschlag.
Der frühere Arsenal-Profi erwies sich erneut als London-Schreck. Beiden Toren gingen fantastische Kombinationen mit Lewandowski voraus, der beim ersten Treffer uneigennützig querlegte. Auch beim zweiten Tor hebelten die beiden starken Offensivkräfte die Chelsea-Abwehr um Nationalspieler Antonio Rüdiger spielend aus.
Der für den offenbar am Oberschenkel verletzten Coman eingewechselte Philippe Coutinho hätte per Seitfallzieher erhöhen können (68.). Dies übernahm dann Lewandowski, der beim 3:0 von einer wunderbaren Vorarbeit und einem überlegten Zuspiel von Davies profitierte und erstmals nach zuvor sieben torlosen K.o.-Spielen wieder traf. Die Chelsea-Profis wirkten nun endgültig frustriert - Alonso liess sich zu einem Griff ins Gesicht von Lewandowski hinreissen und sah Rot (84.).