Euro 2020: Nati-Boom – Junioren fliegen aber aus Vereinen
Nach dem erfolgreichen Abschneiden der Nati an der Euro 2020 akzentuiert sich in Bern ein Platzmangel. Bitter: Klubs müssen ihre Junioren sogar rausschmeissen.
Das Wichtigste in Kürze
- Wegen der Euro 2020 wollen viele Jugendliche jetzt kicken gehen.
- In Bern können in den nächsten zwei Saisons keine neuen Fussballteams gemeldet werden.
- Die Fussballplätze in der Stadt sind schon jetzt voll oder sogar überbelegt.
- Junioren müssen die Vereine sogar verlassen, den Vereinen sind die Hände gebunden.
Gewinnt Roger Federer Wimbledon, wollen viele Kids Tennis spielen. Siegt Beat Feuz am Lauberhorn, ist der Drang der Kids nach Skifahren grösser. Und spielt die Nati so erfolgreich wie an der Euro 2020, ist ein Boom bei den Fussball-Junioren sonnenklar. Das ist jetzt der Fall.
Im «König Fussball» ist diese Tendenz am stärksten zu beobachten. Und zwar nicht nur bei den Buben, sondern auch den Mädchen. Die Voraussetzungen, um Fussball zu spielen, sind gut. Einerseits braucht es «nur» Schuhe und einen Ball, andererseits hat praktisch jede Gemeinde einen Klub und Plätze.
Umso verheerender, wenn genau jetzt keine neuen «Schüttelerinnen» und «Schütteler» akzeptiert werden können. Wie bitte?
Zum Start der Euro 2020: Berner Klubs müssen Junioren rausschmeissen
Ja, genau dies ist aktuell in der selbst ernannten Sportstadt Bern der Fall: Das städtische Sportamt informierte just zum Start der Euro 2020 die Vereinsverantwortlichen der Berner Fussballklubs.
Inhalt der Mail, das Nau.ch vorliegt: Die Kapazitätsgrenze der Berner Rasen ist erreicht oder sogar bereits überschritten!
Neue Teams können demzufolge weder für die kommende noch die übernächste Saison 2022/23 gemeldet werden.
Obwohl der «Post-EM-Boom» noch gar nicht richtig abzuschätzen ist, trifft die Massnahme die regionalen Klubs bereits jetzt hart.
Drei Beispiele aus Bern: Beim FC Breitenrain müssen 20 Juniorinnen und Junioren in den Stufen A bis C den Verein verlassen. Der FC Länggasse kann per nächster Frühjahrsrunde kein zweites Mädchenteam melden. Weil es dann rund 30 Juniorinnen im gleichen Team sein werden, bleibt jedes Wochenende die Hälfte davon zu Hause. Und auch der FC Wyler kann keine A-Junioren gründen, 20 Junioren haben keine Anschlusslösung.
Verband rüttelt Politik auf
Verschiedene Berner Politikerinnen und Politiker haben seit Jahren versucht, das aktuelle Szenario zu verhindern. Aktuelle Vorstösse aus diesem Jahr sind immer noch in Bearbeitung oder noch gar nicht behandelt worden.
Der Mittelländische Fussballverband versuchte, die lokale Politik letzte Woche mit einem Facebook-Post aufzurütteln. Message: Es geht nicht nur um den Fussball, sondern generell um das Hobby «unserer Jugend». Rasch brauche es nun gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen.
Wie auch immer «rasch» definiert wird, von heute auf morgen wird sich keine Entspannung der Situation herzaubern lassen. Zumal die Stadt Bern alles andere als im Geld schwimmt.