Europa League: Arsenal findet in Mesut Özil seinen Sündenbock
Nach dem Finaldebakel in der Europa League schiebt Arsenal Katerstimmung. Für viele ist der Schuldige bereits gefunden: Der in Ungnade gefallene Mesut Özil.
Das Wichtigste in Kürze
- Arsenal verlor den Final der Europa League mit 1:4 gegen den Stadtrivalen Chelsea.
- Für viele liegt die Schuld bei Mesut Özil und seinem schwachen Auftritt im Final.
So leer und frustriert hatte Mesut Özil nicht einmal beim WM-Aus nach der Erdogan-Affäre gewirkt. Der Weltmeister von 2014 war geschockt, entgeistert - regelrecht apathisch. Nach dem Schlusspfiff sass der deutsche Ex-Fussball-Nationalspieler minutenlang alleine und gedankenverloren auf der Ersatzbank.
Die Silbermedaille riss er sich sofort wieder vom Hals. Als in der Interviewzone sein Name gerufen wurde, blickte er nicht einmal auf. Nach der Niederlage gegen den Londoner Stadtrivalen hatte Özil den Blues.
Alles lief schief an diesem Abend in Baku, der eigentlich ein Höhepunkt für Özil hätte werden sollen. Aber mit seinem schwachen Auftritt bot sich Özil für die Rolle des Sündenbocks regelrecht an.
Zum Hauptdarsteller wurde der auf dem Feld fast unsichtbare Özil nämlich erst wieder im Nachspiel der Kritiker. «Zu ihm fällt uns nichts mehr ein», schrieb die englische «Sun». Der «Telegraph» meinte: «Dass er gegen einen 19-Jährigen ausgewechselt wurde, der seit Februar nur ein Spiel im A-Team gemacht hat, sagt alles.» Und der «Mirror» urteilte: «Als es ernst wurde, tauchte er ab.»
Die nächste schwere Sommerpause
Bei Özils Auswechslung waren Buhrufe deutlich zu vernehmen. Und Martin Keown bediente sich bei seinem Urteil beissenden Spotts. «Sie hatten Hazard, wir hatten eben Özil», sagte die Arsenal-Ikone.
Der einst eisenharte Verteidiger, der elf Jahre für die Gunners spielte, ergänzte als Experte bei «BT Sport»: «Özil ist unser grösster Spieler, aber in der Hälfte der Spiele ist er gar nicht da. Er denkt, er tut genug – das tut er nicht.»
Und so schlich Özil um 1.53 Uhr Ortszeit mit gesenktem Kopf aus dem Stadion und steht vor der nächsten schweren Sommerpause. Nicht privat, dort ist derzeit alles bestens. Nächste Woche ist die Hochzeit mit seiner Verlobten Amine Gülse geplant.
Doch sportlich steht er vor einer ungewissen Zukunft. Bei Arsenal hat der Deutsch-Türke aller Voraussicht nach keine Zukunft mehr. Interesse kam zuletzt von Paris Saint-Germain, auch Galatasaray und Basaksehir Istanbul haben angeklopft.