Kovacs-Plädoyer für Neuer: «Alle gucken mit einer Lupe»

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USA,

Turnierjahre sind spezielle Spielzeiten für Manuel Neuer. Der Nationaltorwart will an die guten Leistungen aus der Endphase der zurückliegenden Saison «anknüpfen». Seinem Trainer missfällt, dass Bayerns Kapitän kritischer bewertet wird als andere Torhüter.

Zeigte nach einer langwierigen Fussverletzung wieder die frühere Klasse: Torwart Manuel Neuer vom FC Bayern München. Foto: Matthias Balk
Zeigte nach einer langwierigen Fussverletzung wieder die frühere Klasse: Torwart Manuel Neuer vom FC Bayern München. Foto: Matthias Balk - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein ums andere Mal musste Manuel Neuer nach den Bällen hechten, die Toni Tapalovic auf ihn abfeuerte.

Immerhin hatte der Torwarttrainer des FC Bayern für die intensive Übung in Kansas City am Vorabend des Testspiels gegen den AC Mailand eine schattige Stelle auf dem feinen Rasen im Children's Mercy Park Stadium gewählt.

Der 33-jährige Neuer arbeitet auf der USA-Reise hart an sich, um bestens vorbereitet in seine schon neunte Saison beim deutschen Fussball-Rekordmeister zu gehen, die zugleich ein Turnierjahr ist. Grosse Aufgaben und viele Ziele stehen bevor: Neuer will gerade auch international etwas reissen, erst mit den Bayern und schliesslich im kommenden Sommer - zwei Jahre nach dem WM-Desaster in Russland - mit der Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2020.

In Amerika präsentierte sich Neuer sowohl beim 1:2 gegen den FC Arsenal als auch beim 3:1 gegen Real Madrid in einer exzellenten Verfassung. Er stand jeweils in der ersten Hälfte im Tor - und liess kein Gegentor zu. Er macht da weiter, wo er im Pokalfinale bei Bayerns 3:0 gegen RB Leipzig aufgehört hatte, als er neben dem zweifachen Torschützen Robert Lewandowski der Matchwinner war.

«Ich bin von dem letzten Jahr begeistert. Ich finde, dass ich ein gutes Jahr bisher spiele. Ich möchte daran anknüpfen», äusserte Neuer am Montagabend (Ortszeit) selbstbewusst, als er in Kansas nach dem Training frisch geduscht vor die Medien trat. Am Morgen danach gab es ein Lob von höchster Vereinsstelle. «Manuel ist für mich nach wie vor der beste Torwart der Welt. Das hat man gegen Real Madrid wieder gesehen», sagte Karl-Heinz Rummenigge am Dienstag im Teamhotel.

Der Verein bildet dabei die Basis, um am Ende auch bei der EM die Nummer 1 zu sein, so wie jedem Turnier seit der WM 2010 in Südafrika. Den Nummer-1-Status konnte er im Konkurrenzkampf mit Herausforderer Marc-André ter Stegen in den ersten Länderspielen 2019 wieder festigen. «Wichtig sind die Ziele, die wir vor der Brust haben. Das ist die Saison mit dem FC Bayern», sagte Neuer: «Jeder einzelne Spieler profitiert natürlich auch im Hinblick auf die Europameisterschaft und die Nationalmannschaft davon, wenn er mit seiner Mannschaft gut abschneidet. Wenn man ein gutes Jahr spielt mit dem Verein, dann ist man auch gut vorbereitet für ein Turnier.»

In der zurückliegenden Double-Saison waren an Neuers Unantastbarkeit Zweifel aufgekommen. Nach der langwierigen Fussverletzung vor der WM 2018 zeigte er Schwächen, die Ausstrahlung auf dem Platz wirkte nicht mehr so furchteinflössend für die gegnerischen Angreifer. Hinzu kamen kleineren Blessuren des inzwischen auch schon 33-Jährigen. «Er hat uns trotzdem oftmals die Spiele gewonnen», kontert Niko Kovac.

Der Bayern-Coach findet, dass Neuers Leistungen strenger beurteilt werden als die anderer Torhüter. «Natürlich gucken alle auf Manuel mit besonderen Augen und einer vergrösserten Lupe. Wenn Manuel ein Tor kassiert, schaut man immer, ob der Ball haltbar war, auch wenn er nicht haltbar war. Bei anderen Torhütern sind die Unhaltbaren eben unhaltbar, da wird nicht diskutiert», sagte Kovac in Kansas.

Der 47-Jährige plädiert dafür, «'eine gewisse Fairness' an den Tag zu legen. Man muss alle Torhüter gleich bewerten.» Gerade nach den drei Mittelfussbrüchen habe eben auch Neuer einige Zeit benötigt, findet Kovac: «Wir wissen alle, dass Spieler, die aus einer langen Verletzung kommen, eine gewisse Sicherheit brauchen, nicht nur, was das Spielen angeht, sondern auch eine Sicherheit in den Körper. Man braucht die Sicherheit, dass dort nichts mehr passieren kann.»

Der Fuss ist längt ausgeheilt. Und Neuer gefällt, dass er sich schon in der Vorbereitung mit Topgegnern messen kann. «Für uns ist es besser, gegen internationale Mannschaften aus der Profi-Ebene zu spielen, auf die man eventuell auch mal in der Champions League treffen kann.» So wie Real. Und er freut sich schon in den USA auf den 3. August, wenn es zur ersten nationalen Kraftprobe mit Borussia Dortmund kommt. «Für mich ist der Supercup auch richtig wichtig», bekannte Neuer vor der Rückkehr nach Deutschland am 24. Juli.

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