Lars Lunde: «Situation von YB und Bayern München vergleichbar»
YB überzeugt in St. Gallen nicht, holt aber einen Punkt. Vor dem Luzern-Spiel zieht Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde einen Vergleich zu seinem Ex-Klub Bayern München.
Das Wichtigste in Kürze
- YB führt die Tabelle nach dem 2:2 in St. Gallen mit fünf Punkten Vorsprung an.
- Am Sonntag (16.30 Uhr) reist der FC Luzern ins Wankdorf.
- Nau.ch-Kolumnist Lars Lunde warnt vor den Innerschweizern.
Das ging gerade noch mal gut: Das Resultat beim 2:2 in St. Gallen war noch das Beste am Spiel von YB. Die Ostschweizer haben so gespielt, wie ich mir das von YB wünschen würde: aggressiv und mit viel Überzeugung!
Diese Dinge haben bei YB über weite Strecken gefehlt. Erst in der letzten Viertelstunde hat YB ein wenig Dampf gemacht.
Wenn man sich jetzt aber nur an dieser Viertelstunde orientieren will, ist etwas falsch. Das darf nicht der Anspruch eines Meisters sein. YB muss ganz anders auftreten, als sie es aktuell vor allem auswärts machen.
Es fehlt dem Team derzeit an vielen kleinen Dingen: Man ist nicht immer aufmerksam genug, wie zum Beispiel beim Eckball vor dem 0:1. Bis Males auf die kurze Variante reagiert, ist es schon zu spät.
Das grosse Glück für die Berner: Die anderen Konkurrenten schwächeln selber, deshalb führen sie in der Tabelle aktuell wieder mit fünf Punkten. Es macht fast den Eindruck, als wollen Servette und Lugano gar nicht Meister werden …
YB ist dank der Konkurrenz auf Meisterkurs – und nicht in erster Linie wegen der eigenen Leistungen.
«Situation von YB und Bayern München vergleichbar»
Ich bin YB- und Bayern-Fan – und aktuell ist die Situation bei beiden Klubs vergleichbar. Ab und zu gelingt ein guter Auftritt – wie bei YB gegen Basel. Oder unter der Woche von den Bayern in Arsenal.
Aber es fehlt an der Selbstverständlichkeit, die beide Teams in den letzten Jahren immer ausgezeichnet hat. Und auch in der Kaderzusammenstellung lief bei beiden nicht alles optimal.
Der Unterschied: Im Gegensatz zur Bundesliga kann in der Super League bisher kein Konkurrent profitieren.
Was mir bei YB zum Beispiel fehlt, ist ein Spielgestalter, der das Heft in die Hand nimmt. Diese wachsen zwar nicht auf den Bäumen, doch hier müssen die Young Boys eine Lösung finden. Nur so kommt wieder mehr Struktur in ihr Spiel. Es ist eine der vielen Baustellen, mit der sich die sportliche Leitung im Sommer befassen muss.
Für Sonntag ist Vorsicht geboten! Wer denkt, dass man den FC Luzern wie im November mit 6:1 aus dem Wankdorf schiesst, könnte sich täuschen.
Der FCL reist mit dem Messer zwischen den Zähnen an. Sie sehen immer noch ihre Chance auf die Top 6. Von Gelbschwarz braucht es darum zu Hause eine Topleistung.
Lars Lunde: «YB muss dem FCL zeigen, dass es in Bern nichts zu holen gibt»
Ich wünsche mir, dass die Berner mit der gleichen Überzeugung in das Heimspiel starten wie gegen Basel und GC.
Das Team muss wieder mit einem gesunden Selbstverständnis auftreten, das geht über Aggressivität und Wille. Das hat mir zum Beispiel gegen den FCSG oder gegen Lausanne gefehlt, da haben wir uns den Schneid abkaufen lassen.
Es findet vieles im Kopf statt: Der FCL muss von Beginn an spüren, dass es in Bern nichts zu holen gibt. YB muss zeigen: «Die putzen wir weg!» Diese Mentalität war in den letzten Jahren deutlich spürbarer.
Und natürlich würde ich in der Startelf auf Cédric Itten und Lewin Blum setzen. Beim Aussenverteidiger hat man in St. Gallen wieder klar gesehen, dass er der bessere Fussballer als Janko ist: Seine Flanke auf Ganvoula hat die Aufholjagd erst ermöglicht.
Hopp YB!
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1986 schiesst Lars Lunde YB zum Meistertitel. Ein Jahr später wechselt der Däne zum grossen Bayern München in die Bundesliga. Später spielt er auch unter Ottmar Hitzfeld für Aarau. Im Alter von 26 Jahren muss Lunde wegen der Folgen eines Verkehrsunfalls seine Karriere beenden.
Bis heute ist der 60-jährige Lars Lunde in Bern eine Legende – und seit Anfang Jahr auch Nau.ch-Kolumnist!