Andy Schmid: Ein surreales Kapitel geht zu Ende
Andy Schmid bestreitet am Sonntag in Magdeburg mit den Rhein-Neckar Löwen seine 400. und letzte Partie in der Bundesliga. Er hat die beste Handball-Liga der Welt geprägt.
Das Wichtigste in Kürze
- Andy Schmid bestreitet am Sonntag seine letzte Bundesliga-Partie.
- Er kehrt in seine Heimat zu Kriens-Luzern zurück.
«Für mich ist das Kapitel Bundesliga schon beendet, muss ich ehrlich sagen», erklärt Schmid gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Umso emotionaler war für ihn das letzte Heimspiel am vergangenen Mittwoch gegen Kiel (26:33).
Schon kurz vor der Schlusssirene huldigten ihn selbst die gegnerischen Spieler, der 38-Jährige konnte die Tränen nicht zurückhalten. Sein Trikot wurde unter das Hallendach gezogen, überdies ist er in der Arena mit einem Bild an einer Wand im Treppenhaus verewigt. «Die erhaltene Wertschätzung war fast erdrückend», sagt Schmid.
Schmid träumte schon früh von der Bundesliga. Sein Talent war unbestritten, doch gab es wegen seiner Physis Fragezeichen. Als er 2004 als 20-Jähriger in die NLA zu den Grasshoppers wechselte, schrieben die Medien, dass er bloss das Anhängsel seines höher eingestuften Freundes Daniel Fellmann sei. Das sagt einiges aus über seine Entwicklung.
Nachdem Schmid 2008 und 2009 zum MVP der NLA gekürt worden war, wagte er den Schritt ins Ausland nach Dänemark zu Bjerringbro-Silkeborg. Nach einem Jahr zog er 2010 weiter zu den Rhein-Neckar Löwen. Dort wurde er zunächst als Fehleinkauf bezeichnet, lief es ihm doch in der ersten Saison alles andere als wunschgemäss. Schmid wollte allerdings nicht aufgeben, gab sich noch ein Jahr Zeit, der Rest ist bekannt.
Der geniale Spielmacher reifte zu einem der besten Offensivspieler der Welt, trug massgeblich dazu bei, dass die zuvor titellosen Löwen 2013 den EHF-Cup für sich entschieden, 2016 sowie 2017 deutscher Meister wurden und 2018 den DHB-Pokal gewannen. Von 2014 bis 2018 erhielt er fünfmal in Serie die Auszeichnung als wertvollster Spieler der Bundesliga, womit ihm bislang Einmaliges gelang.
«Es ist surreal», sagt Schmid. «Es sind jedoch nicht die MVP-Titel per se, die mich stolz machen, sondern die Konstanz, die ich über eine lange Zeit an den Tag legen konnte. Für mich waren diese Titel einerseits eine riesige Ehre, andererseits eine Verpflichtung, das wieder zu bestätigen.»
Eine solche Karriere in Deutschland hingelegt zu haben, führt er neben seinem inneren Antrieb drauf zurück, dass «ich für mich den perfekten Verein fand. Für mich sind weiche Faktoren extrem entscheidend. Harmonie ist eines der wichtigsten Elemente in meinem Leben. Diese fand ich zusammen mit meiner Familie bei den Löwen. Dann hast du eine andere Hingabe für das Ganze, darum hat es so gut funktioniert.» Zudem fand er einen Weg, trotz aller Lobeshymnen demütig zu bleiben.
Nun zieht es ihn also zurück in seine Heimat, Schmid unterschrieb bei Kriens-Luzern. Damit schliesst sich für ihn der Kreis, er hat dort alle Juniorenstufen durchlaufen. Er freut sich sehr darauf. Ein grosses Ziel hat er noch, sich mit der Schweiz für die EM 2024 zu qualifizieren - diese findet in ... Deutschland statt. Gelingt das, wird er noch zwei Saisons zu sehen sein.
Dem Handball bleibt er aber so oder so treu. Er absolviert die Ausbildung zum A-Lizenztrainer, die er in den nächsten Monaten vorantreibt, um nach der Aktivkarriere bereit zu sein. «Ich will auch als Trainer an die Spitze, das kann ich ehrlich und offen sagen», blickt Schmid voraus. Von daher ist es gut möglich, dass er irgendwann einmal wieder im Ausland tätig sein wird, vorerst aber will er in der Schweiz, konkret in Hergiswil, Wurzeln schlagen und damit seiner Familie Stabilität geben. Das ist ihm wichtig. Ein neues Kapitel kann beginnen.